2020 hat Jörn Christiaens seine Microgreens Farm "vollgepackt" auf dem Areal Böhler gegründet. Seitdem hat sich das Start-up zu einem der Vorreiter im Anbau von Microgreens entwickelt. Die Microgreens werden dabei in Erde auf Regalen in einem low-Tech Approach angebaut. Durch die Zusammenarbeit mit dem strategischen Investor BROICH Catering, gelang Jörn und seinem Team ein Raktenstart in den Markt der Gastronomie. In Zusammenarbeit mit BOS FOODS wird vollgepackt bereits seit einigen Jahren bundesweit vertrieben. Außerdem bedient das Start-up den regionalen Einzelhandel mit einem Angebot für den Endkonsumenten. Nun zündet vollgepackt die nächste Stufe: das Microgreen-Farming Konzept baut jetzt ein Netzwerk von nationalen Farmen. In Berlin ist die erste vollgepackt Dependance bereits gestartet.
Wir haben Jörn Christiaens zum Interview getroffen und mit ihm über vollgepackt Berlin, die Organisation und den Vertrieb gesprochen.
Was genau ist vollgepackt Berlin? Handelt es sich um eine Lizenz, ein Franchising-Modell oder etwas anderes?
“Bei der Farm in Berlin handelt es sich um einen Lizenznehmer. Also es ist ein eigenständiges Unternehmen, die die Microgreens unter unserem Namen und nach unserer Methode anbauen und vertreiben.”
Wie seid ihr auf die Idee für eine Lizenzierung gekommen?
“Wir wollen keine Mega-Farm, von wo aus wir ganz Deutschland beliefern. Wir wollen anderen Menschen die Möglichkeit geben, mit und von der Natur zu leben. Nach über vier Jahren des Microgreen-Anbaus kennen wir die ein oder anderen Tücken und haben das ein oder andere Tool entwickelt, was das Farming einfacher macht. Das Wissen wollen wir gerne teilen. Micogreens sind für uns ein Produkt, bei dem man kein schlechtes Gewissen haben muss, was für die Umwelt und die Region machen kann. Das wollen wir verbreiten”
Wie ist das Ganze organisiert? Was liefert vollgepackt und was übernimmt die Dependance?
“Wir unterstützen von Anfang bis Ende, auch über die Zeit der Anlaufphase hinaus. Also Anforderungen an die Location, den Aufbau der Farm. Dazu gehören Layoutgestaltung, Lieferanten, Equipment etc.. Aber auch die Frage, wie ich welche Microgreens anbaue. Unser Sortenportfolio umfasst mittlerweile fast 30 verschiedene Sorten. Wir stellen eigens entwickelte Tools für die Produktionsplanung und den Vertrieb zur Verfügung, helfen beim Vertrieb und dem Marketing. Am Anfang der Zusammenarbeit bieten wir zwei Wochen Schulung bei uns in der Farm an und unterstützen in der Anfangszeit auch vor Ort. Zudem versuchen wir, Bedarfe an Saatgut, Trays etc. zusammenzulegen, um gute Preise von Händler zu bekommen. Sollte es so weit sein, unterstützen wir auch bei der Zertifizierung nach Global-Gap, um auch mit größeren Händlern zusammenarbeiten zu können. Wir teilen also unser gesamtes Wissen und unterstützen bei auftauchenden Fragen. Das unternehmerische Verantworten liegt beim Lizenznehmer. Wir wollen damit den Menschen ermöglichen sich mit einem guten Produkt selbstständig zusammen und sich dadurch eine eigene Zukunft aufzubauen.”
Wie ist euer Vertrieb aufgestellt?
“Vertrieb macht jede Farm regional für sich, da die Bedarfe von Region zu Region unterschiedlich sind. Dennoch versuchen wir über Messen und anderen Events auf unser Netzwerk aufmerksam zu machen, um uns so Kunden zuspielen zu können. Mittlerweile haben wir ein spannendes Netzwerk in der Gastronomie, die unserem Farming-Netzwerk gut weiterhelfen kann.”
Was sind die nächsten Ziele für euer Farm-Netzwerk?
“Wir würden gerne zusammen mit engagierten Menschen weitere Farmen in Deutschland, aber auch in Europa eröffnen. Wir wollen damit die regionale Produktion aufbauen, Menschen in die Selbständigkeit bringen und dadurch natürlich auch einen grünen Fußabdruck hinterlassen, in dem wir die Microgreens da produzieren können, wo sie auch benötigt werden.”
Ihr habt Anfang des Jahres außerdem auch zwei neue verarbeitete Produke gelaunched, ein Microgreen Pesto und ein Öl mit der Essenz von Maiskeimlingen. Handelt es sich dabei um eine smarte Verwendung von Überschüssen oder einen gezielten Markenaufbau durch verarbeitete Produkte?
“Zum einen wollen wir zeigen, dass die Microgreens mehr sind als nur Deko. Man kann daraus auch tolle weitere Produkte machen. Wir wollen die Microgreens in „haltbarere“ Produkt umwandeln, um noch mehr Menschen mit gesundem und leckerem Lebensmittel versorgen zu können. Langfristig ist die Idee auch, eventuelle Überschüsse der Farm dafür zu verwenden. Dazu müssen wir für diese Produkte aber noch den Absatzmarkt schaffen, um das auch wirklich regelmäßig umsetzen zu können. Also zum einen der Markenaufbau und zum anderen die Verwendung von möglichen Produktionsüberschüssen auch aus unserem Netzwerk.”
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