Die Digitalisierung des Einzelhandels schreitet immer weiter voran. Immer mehr Händler bedienen sich neuer Technologien, egal ob an der Kasse, auf der Fläche oder im Regal. Denn Technologie verändert die Art und Weise, wie jede Branche Geschäfte macht, indem sie hilft, Effizienz zu schaffen, Geld zu sparen und bessere Produkte und Dienstleistungen anzubieten.
Cafés, die Roboter-Baristas nutzen, um Getränke zu servieren, Supermärkte, die rund um die Uhr geöffnet sind, in die Kunden hereinspazieren können, ihre Einkäufe mitnehmen und später per App bezahlen oder Sensoren, die das Verbraucherverhalten und die Produktnachfrage analysieren können, immersive Einkaufserlebnisse – immer mehr Retailer rüsten nach und nach digital auf.
In Zeiten des steigenden Onlinehandels ist das besonders wichtig, um trotzdem bestehen zu können, wettbewerbsfähig zu bleiben und sich als einzigartige Marke zu positionieren. Kunden werden immer technisch versierter und das gleiche erwarten sie auch von den Geschäften, in denen sie einkaufen. Emotionale und effiziente Einkaufserlebnisse sind notwendig, um gegen den E-Commerce anzukommen. Dazu bedarf es zum einen Kundendaten, um Produkte auf ihre Bedürfnisse abzustimmen und zum anderen Technologien, die obengenannte Einkaufserlebnisse ermöglichen.
New Retail
China macht es vor: 2016 wurde dort das Handelskonzept „New Retail“ entwickelt, das den Einzelhandel zunehmend mit Online-Technologien verbinden soll. Seit 2016 werden im Reich der Mitte alle Möglichkeiten ausgeschöpft, Kunden durch die verschiedensten Technologien ein einzigartiges Einkaufserlebnis zu bieten und Unternehmen bessere Einsichten in ihre Verkäufe und Geschäftsprozesse zu geben.
Alle Technologien, die im Einzelhandel angewendet werden, werden unter dem großen Stichpunkt „Retail Technology“ vereint. Von Künstlicher Intelligenz über Sensorik bis hin zu automatisiertem Einkaufen – die Anwendungsmöglichkeiten von Retail Technology sind vielfältig. Hier eine Auswahl:
Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz ist breit gefächert. Hier gibt es Unmengen an verschiedensten Technologien, die die unterschiedlichsten Nutzen haben. Prozesse vereinfachen und Kundendaten besser zu verstehen, um ihnen in Zukunft passgenaue Angebote liefern zu können sind hier nur eine kleine Auswahl.
Intelligente POS-Systeme
Durch intelligente Point of Sale Systeme können Kundeninformationen gesammelt werden, Bestände eingesehen und digitales Marketing angeboten werden.
Durch das Sammeln von Kundeninformationen kann das Kundenerlebnis verbessert werden, denn anhand der Daten können Artikel besser platziert oder auf den Kunden abgestimmt werden. Anhand von Digital Signage am POS können das Marketing und die Werbeinhalte z.B. an Tageszeit, Ort, Wetter oder dem aktuellen Kundenverhalten angepasst werden. Es gibt sogar schon Digital Signanges am POS, die einen Kunden erkennen und ihm dann abhängig von Geschlecht, Alter etc. personalisierte Einkaufsempfehlungen zusammenträgt.
Roboter
Ein weiterer KI-Trend, der das Einkaufen verändert sind Roboter. Sie können zum einen den Kunden weiterhelfen, sie zu Produkten geleiten oder ihnen Fragen beantworten. Zum anderen können Roboter genutzt werden, um Mitarbeiter im Store zu entlasten. Der amerikanische Einzelhändler
Walmart lässt bereits solche Roboter für sich arbeiten. Sie wischen die Böden beim Fahren, scannen die Regale und melden sich, wenn Artikel am falschen Platz stehen. Die kleinen Maschinen arbeiten erwiesenermaßen mehr als doppelt so schnell wie ihre menschlichen Mitarbeiter, in Einzelfällen sogar noch schneller..
Scan&Go
Besonders im Gespräch sind gerade
Scan&Go-Technologien, die automatisiertes Einkaufen ermöglichen. Kassenlose Geschäfte, die meistens rund um die Uhr geöffnet sind, in denen die Kunden nicht mehr in Warteschlangen stehen müssen, um das Geschäft mitsamt Einkäufen verlassen zu können. Mit Scan&Go-Technologien können Kunden ihre Einkäufe mit bestimmten Apps auf dem Smartphone eigenständig einscannen, darüber ebenfalls bezahlen und dann den Laden wieder verlassen. Das RFID Sicherheitsetikett wird dabei automatisch deaktiviert.
Sensorik
Durch Sensorik kann zum einen das Verbraucherverhalten und die Produktnachfrage analysiert werden. Intelligente Regalsensoren können hierbei erkennen, wie erfolgreich Produkte sind, wann sie entnommen werden und wie lange Kunden sich mit ihnen beschäftigen. Zum anderen werden in automatisierten Supermärkten wie Amazon Go Sensoren benutzt, um physische Produkte mit dem virtuellen Einkaufswagen zu verknüpfen. Hierbei müssen die Produkte also nicht einmal gescannt werden; die Sensoren erkennen, wenn ein Kunde Artikel dem Regal entnimmt, in seinen Einkaufskorb legt und dann mit ihnen aus dem Geschäft auscheckt. Diese werden ihm dann in Rechnung gestellt.
Augmented Reality
Auch Augmented Reality (AR) Technologien haben großes Potenzial, dem Kunden zum einen ein spannendes, interaktives Erlebnis zu bieten und zum anderen viel über ihn und seine Einkäufe herauszufinden. Augmented Reality kann Kunden zusätzliche Informationen oder Gebrauchshinweise über ihre Produkte liefern und den Unternehmen gleichzeitig Kundendaten und -profile zur Verfügung stellen, die anhand des AR-Features aufgezeichnet werden.
Big Data Analysen
Die Grundlage für ein gutes Kundenerlebnis besteht darin, zu lernen, was der Kunde wünscht. Und das bedeutet: erst eine große Menge an Daten zu sammeln. Eine
prädiktive Analyse von Kundendaten durch eine bestimmte Software kann wichtige Informationen über das Kaufverhalten der Verbraucher geben. So können Unternehmen das Einkaufserlebnis ihrer Kunden personalisieren, auf die Bedürfnisse der Verbraucher in der Customer Journey einzugehen, die Effizienz verbessern, die Kosten der Lieferketten zu senken und so weiter.
Ziel ist es, die Beziehung zu den Kunden zu ergründen, abzubilden und zu vertiefen, ihr Einkaufserlebnis oder grundlegende Prozesse im Store zu vereinfachen.
Kontaktloses und mobiles Bezahlen
Eine Retail Technology, die uns besonders in der Corona-Pandemie zugutekommt, ist kontaktloses und mobiles Zahlen. Bezahl-Apps oder digitale Geldbörsen sind seitdem für viele zur Normalität geworden. Auch die Karte einfach an das Kartenlesegerät zu halten und ohne Fingertipp zu bezahlen ist nichts neues mehr. Technik-Giganten Apple, Google und Samsung haben ihre eigenen mobilen Bezahldienste „Apple Pay“, „Google Pay“ und „Samsung Pay“ entwickelt, mit denen Nutzer nun schnell und einfach mit ihrem ständigen Begleiter bezahlen können: dem Smartphone.
Wie sieht die Zukunft aus?
All diese verschiedenen Technologien haben eines gemeinsam: Sie sollen das Einkaufserlebnis der Kunden steigern und sie damit an ihre Marke binden.
Die Akzeptanz neuer technologischer Innovationen wächst. Gerade in der Krise ist uns klarer denn je geworden, dass technologische Fortschritte und Innovationen notwendig sind, uns aber auch einfach unseren Alltag erleichtern.
Das hat Folgen nicht nur für Händler, sondern auch für Marken. Händler sollten evaluieren, welche Technologien sie nutzen können, um Geschäftsprozesse zu verbessern und Kunden ein besseres Einkaufserlebnis zu bieten. Im Gleichschritt mit dem Einkaufserlebnis aber müssen sich auch Marken anpassen: von der Gestaltung der Verpackung zum PoS Marketing.
Die Frage ist nicht mehr, ob sich Retail Technologien durchsetzen werden, oder wann sie es tun werden; die Frage lautet vielmehr welche Technologien kann und sollte ich in meinem Geschäft einsetzen.
In unseren nächsten Blogbeiträgen werden wir einige der Technologien im Detail vorstellen.
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