Von der Barbie-Puppe zum Plattform-Geschäftsmodell – Dr. Kathleen Diener erklärt, wie erfolgreiche Innovation heute funktioniert
Auf der Ideenfutter Expo hielt Prof. Dr. Kathleen Diener, Vizepräsidentin Forschung & Innovation der Hochschule Niederrhein Keynote, die aufzeigte, warum die Zukunft der Innovation nicht in geschlossenen Unternehmensmauern liegt, sondern in offenen Ökosystemen und strategischen Partnerschaften. Ihre zentrale Botschaft: Wer heute erfolgreich innovieren will, muss lernen, externe Wissensquellen zu nutzen und komplementäre Partnerschaften aufzubauen.
Das Innovationspotenzial liegt draußen
Kathleen startete mit einem überraschenden Beispiel: Die Barbie-Puppe – eine der erfolgreichsten Spielzeuginnovationen aller Zeiten – wurde nicht von Spielzeugexperten entwickelt, sondern von einer frustrierten Nutzerin. Ruth Handler, die Frau des Mattel-CEOs, beobachtete, dass ihre Tochter gerne mit Puppen das Erwachsenenleben imitierte, aber kein passendes Spielzeug dafür hatte. Die männlichen Experten im Unternehmen winkten ab: "Wir wissen, wie der Markt funktioniert." Doch Handler entdeckte im Urlaub die deutsche Bildpuppe Lilli, brachte sie mit – und ein Jahr später war die Barbie auf dem Markt.
Diese Geschichte illustriert ein fundamentales Prinzip: beinahe 80% der Innovationsprobleme, die Unternehmen haben, sind in anderen Wissensdomänen bereits gelöst. Das gilt vom Mountainbike (entwickelt von frustrierten Radfahrern) bis zum Jogging-Buggy (von Eltern erfunden) – die meisten Sport-Innovationen stammen von Nutzenden, nicht von der Industrie.
Das Not-Invented-Here-Syndrom überwinden
Die größte Hürde für Open Innovation ist eine psychologische: das Not-Invented-Here-Syndrom – eine ablehnende Einstellung gegenüber Wissen, das von außen kommt. Kathleen identifizierte typische Barrieren:
Was bei Open Innovation NICHT funktioniert
Aus Praxisprojekten hat Kathleens Forschungs:kolleginnen klare Anti-Patterns identifiziert:
Die Erfolgsfaktoren für Open Innovation
Stattdessen braucht es:
Von Open Innovation zu Industrieökosystemen
Das nächste Level nach Open Innovation sind Industrieökosysteme – wo es nicht nur um Wissenstransfer geht, sondern um gemeinsame Wertschöpfung. Kathleen zeigte die Entwicklung vom Produkt zum Plattform-Geschäftsmodell am Beispiel der Landmaschinenindustrie:
Der Kuchen wird größer, nicht nur geteilt
Ein zentraler Punkt: Bei erfolgreichen Ökosystemen geht es nicht darum, einen bestehenden Kuchen mit mehr Partnern zu teilen. Durch geschickte Kombination von Wertbeiträgen wird der Kuchen größer gebacken – jeder Partner profitiert von der erhöhten Gesamtwertschöpfung.
Neue Kernkompetenzen erforderlich
Für Plattform-Geschäftsmodelle brauchen Unternehmen neue Fähigkeiten:
Warum jetzt? Drei Gründe für den Plattform-Boom
Legacy kann ein Vorteil sein
Überraschende Erkenntnis: Unternehmenserbe – alle Assets, Netzwerkkontakte, etablierte Strukturen – verhindert Transformation nicht, sondern kann ein strategischer Vorteil sein. Entscheidend ist: Einen klaren Fokus setzen. Nicht alles parallel machen, sondern gezielt ansetzen: Digitalisiere ich mein Produkt? Baue ich mein Netzwerk aus? Wo liegt mein Innovationsschwerpunkt?
Der Appell: Nutzt Innovationsräume
Kathleen schloss mit einem Aufruf, die vorhandenen Innovationsräume zu nutzen – vom Brightlands Campus über Bioökonomie-Cluster bis zum Launch Center Lebensmittel. Diese Räume bieten geschützte Umgebungen, um früh zu scheitern, schnell zu lernen, zu testen und komplementäre Partner zu finden.
Die Kernbotschaft: Innovation entsteht heute nicht mehr in isolierten F&E-Abteilungen, sondern in offenen, orchestrierten Ökosystemen. Wer das Potenzial außerhalb der eigenen Unternehmensgrenzen nutzt, komplementäre Partnerschaften eingeht und in gemeinsamer Wertschöpfung denkt, hat die besten Chancen, die Zukunft mitzugestalten.
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