Die 5 wichtigsten Tipps für Food Start-ups in der Logistik

Was sind die größten Fehler, die Food-Start-ups in der Logistik machen? Wie können sie ihre Logistik optimieren und was müssen sie wissen, um in Zukunft Probleme zu vermeiden? Worauf müssen Start-ups bei einem erfolgreichen Eintritt in den Markt innerhalb der Lieferketten mit Handelspartnern und auch mit Logistik-Partnern achten? Gerade junge Food-Start-ups unterschätzen am Anfang die Komplexität von logistischen Prozessen und den Anforderungen des Handels, um ihr Produkt tatsächlich verkaufen zu können. Denn oft ist die Logistik so individuell wie das Geschäftsmodell der Start-ups selbst, und auch vorgefertigte Logistik-Lösungen gibt es nicht. 

In unserem Event „Wie man als Start-up tatsächlich ins Regal kommt - Erfolgsfaktoren und Fallstricke der Food-Logistik“ mit Dachser SE haben wir gemeinsam mit den Experten Christof Sommer und Stefan Behrendt von Dachser die wichtigsten Logistik-Fragen rund um Lagerung, Lieferketten und Handels-Verträge diskutiert.

Wir haben euch alle Fehler und die wichtigsten Tipps aus dem Event zusammengefasst.
 
1.    Lieferbedingungen im Handel ausreichend beachten
Mit dem Eintritt in den Handel fallen im Handel bestimmte Lieferbedingungen an, die meist von jungen Start-ups nicht ausreichend beachtet werden. Die Lieferbedingungen werden in Logistikverträgen bzw. Kundenverträgen vereinbart. Sie beginnen bereits vor dem Versand der Ware und enden schließlich nach der Anlieferung im Handel. Start-ups sollten darauf im Vorfeld besonderes Augenmerk legen, um nachher nicht in Schwierigkeiten zu geraten oder zu riskieren, dass die Ware vom Handelspartner nicht angenommen wird oder gar nicht erst dort ankommt. Hier gibt es die unterschiedlichsten Dinge zu beachten.
 
Vor dem Versand:
  • Welche Frankaturvorschriften gibt es?
  • Welche Logistikzeitfenster gibt es?
  • Soll eine Rückverfolgbarkeit der Ware gewährleistet werden?
  • Verlangt der Handelspartner EDI-Anbindungen?

Bei Versand:
  • Wie soll die Waren verpackt und belabelt werden?
  • Benötigt die Ware zusätzliches Labeling oder zusätzliche Verpackung?
  • Sollen die Paletten sortenrein angeliefert werden? 
  • Teilnahme am CHEP-System ja oder nein?

Bei der Anlieferung:
  • Müssen bestimmte Warenannahmezeiten / Anlieferzeiten beachtet werden?
  • An welchen Handelsrampen (z.B. Trocken oder Frische) muss abgeliefert werden?
  • Müssen die Lieferscheine vorab übermittelt werden?
  • Wurden die Temperatur- und Hygienevorgaben eingehalten?

Nach der Anlieferung:
  • Müssen Anlieferbelege nachgewiesen werden?
  • Wofür müssen Pönalen bezahlt werden?
  • Müssen Leerpaletten bei externen Palettendienstleistern zurückgeholt werden?
  • Wann ist das Zahlungsziel?
  • Erfolgt die Rechnungslegung elektronisch oder manuell?

2.    Die optimale Verpackung verwenden
Oft wird der Transportverpackung zu wenig Bedeutung zugeschrieben, doch gerade diese ist besonders wichtig, um die Ware unbeschadet zum Handelspartner zu liefern.
Die Ware muss, bis sie im Regal ausgestellt wird, mehrere Stationen durchlaufen; die Verpackung muss also die Lagerung, die Kommissionierung, den Transportweg sowie das Verräumen im Handel unbeschadet überstehen. Auch hier machen Start-ups oft den Fehler, einige maßgebende Punkte nicht zu berücksichtigen.
 
In welchem Temperaturumfeld muss die Ware gelagert und transportiert werden? Wie hoch ist das Kontaminationsrisiko?

Hier gibt es je nach Temperaturumfeld und Kontaminationsrisiko verschiedene Anforderungen an die Verpackung; Tiefkühlware muss ganz anders verpackt und transportiert werden als z.B. Fleisch und Wurstwaren. Man muss also schon bei der Planung und dem Einkauf der Verpackungsmaterialien auf die richtige Verpackungseinheit geachtet werden.
 
Die Verwendung von Packmitteln und Ladungsträgern hängt von den Lieferbedingungen des Handelspartners ab; ob Europalette, H1-Palette Einwegpalette, CHEP-Palette oder E-Performance Kiste. 
Hier sollten vor allem die Kosten für Kauf, Tausch und Verwaltung der Ladungsträger nicht unterschätzt werden. Eine unzureichende Verwaltung der Ladungsträger kann sehr schnell hohe Geldbeträge mit sich ziehen, daher ist es ratsam, bei der Auswahl des Logistikpartners auf ein durchgängiges Verwaltungssystem der Ladungsträger zu achten.
 
Gängige Fehler bei der Transportverpackung:
  • Die Ware befindet sich in keinem Umkarton; die Ware kann dadurch geschädigt werden und bei Auslauf schlimmstenfalls sogar die ganze Palette ruinieren, sodass der Handelspartner diese nicht mehr annehmen will.
  • Die Ware schließt nicht bündig mit dem Ladungsträger ab; die Ware kann verrutschen und beschädigt werden.
  • Die Ware wird zu hoch verpackt; dies kann dazu führen, dass die gesamte Palette instabil ist und die Ware ggf. beschädigt wird.
  • Die Umverpackung ist zu schwach. Gerade bei der Kartonage wird fälschlicherweise oft gespart, meist werden zu dünne Kartons benutzt, die in sich zusammenfallen. Je dicker und stabiler der Karton, desto besser ist die Ware geschützt.
  • Auch zu dünne Folierung oder qualitativ minderwertige Folie erhöht das Risiko, dass die Ware beschädigt wird oder Kartons beim Transport herunterfallen.

Die optimale Verpackung:
✓ Ware befindet sich in Umkartons 
✓ Packmuster schließt bündig mit Ladungsträger ab 
✓ Paletten sind angemessen foliert und gebändert 
✓ Verwendung von Kantenschutz 
✓ Belabelung ist vorhanden und lesbar 
 
3.    Mit EDI-Schnittstellen die Logistik optimieren
Um eine reibungslose Logistik zu versichern, sind EDI-Schnittstellen das Summum bonum. Standardisierte und kundenspezifische Schnittstellen führen dazu, Fehler zu vermeiden und Zeit zu sparen: einheitliche und automatisierte Arbeitsschritte steuern Logistik-Prozesse exakt. Sie ermöglichen effizienten und sicheren Informationsaustausch mit Lieferanten und Empfängern sowie eine schnelle und einfache Integration von Geschäftsprozessen. So sind die Unternehmen direkt mit ihren Transport- und Warehouse-Systemen verbunden.
 
  • Der Absender muss Auskunft über den Status der Sendung geben, Tracking & Tracing bereitstellen, und Abliefernachweise hinterlegen.
  • Der Spediteur braucht Informationen über Empfänger & Absender, notwendige Sendungsdaten wie Ladungsträger, Anzahl der Ladungsträger, Inhalt, Gewicht, Palettenhöhe aber auch über Abhol- und Lieferdatum, Avisierung, Referenznummern, Anlieferrestriktionen, Frankatur & ggf. Incoterms, Lieferschein und ggf. Zolldokumente. 
  • Der Empfänger wiederum benötigt Informationen über den Absender, die Referenznummer, Avisierung / Voranmeldung der Sendung und muss den Lieferschein erhalten. Hier kommt es immer darauf an, welcher Empfänger die Ware angeliefert bekommt; die nötigen EDI-Schnittstellen variieren beispielsweise bei LEH und Online-Handel. Beim Transport der gleichen Ware, entsteht bei verschiedenen Empfängern ein unterschiedlicher Daten- und Informationsbedarf.

All diese Informationen können über EDI-Schnittstellen sicher ausgetauscht werden und gewährleisten einen reibungslosen, zeitsparenden und verlässlichen Informationsfluss entlang der gesamten Supply Chain.
 
4.    Das richtige Logistik-Netzwerk aufbauen
Es gibt nicht das eine richtige Netzwerk in der Food-Logistik. Das richtige Netzwerk hängt vom eigenen Produkt selbst ab. Um sich ein optimales Netzwerk aufzubauen, ist es wichtig, einige Auswahlkriterien zu berücksichtigen.
 
Nicht jedes Netzwerk kann jedes Produkt mit seinen unterschiedlichen Herausforderungen transportieren. Wichtige Auswahlkriterien hierbei sind die Warentemperatur, der Empfänger, die Sendungsart, das Produkt selbst und die Zertifizierung. Bei der Warentemperatur unterscheiden sich die großen klassischen Netzwerke in Tiefkühllogistik und plusgradige Lebensmittellogistik von ultrafrisch bis ambient, doch nicht jedes Logistik-Unternehmen transportiert Waren jeder Warentemperatur.
 
Als nächstes sollten sich Start-ups die Empfängerstruktur anschauen – wo soll die Ware hingehen? HoReCa, in den Handel, das Handwerk, die Industrie, den Online-Handel? So ergeben sich je nach Produkt wieder unterschiedliche Lösungsansätze. 
 
Auch die Art der Sendung (Paletten- oder Paketversand) sowie die Art der Ware (Fleisch und Wurstwaren, Molkereiprodukte, Wein und Spirituosen, Back- und Süßwaren, Convenience-Produkte sowie Feinkost und Nährmittel, Tiefkühlware) ist ausschlaggebend für die Wahl des Netzwerkes.

Besonders wichtig ist es, bei der Auswahl des richtigen Netzwerks darauf zu achten, welche Zertifizierungen vorhanden sind: insbesondere IFS, ISO 9001 und Bio-Zertifizierung sind heute Standardanforderungen bei der Belieferung von fast allen Empfängergruppen, die der Logistik-Partner benötigt.
 
5.    Kontraktlogistiker in Anspruch nehmen
Die Kontraktlogistik ist ein Geschäftsmodell im Rahmen des Supply Chain Managements. Das Modell basiert auf einer arbeitsteiligen, langfristigen Zusammenarbeit zwischen einem Hersteller oder Händler von Gütern und einem Logistikdienstleister. Auf diese Weise können Unternehmen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
So bietet beispielsweise Dachser SE neben Lebensmittellogistik auch Kontraktlogistik an. Als Dienstleister übernimmt Dachser alle logistischen und logistiknahen Aufgaben entlang der Wertschöpfungskette und stellt das Bindeglied zwischen sämtlichen Wertkettenbeteiligten dar. 

 
Zu den Angeboten von Dachser SE gehören u.a.
  • Warehousing – Lagerung, Konfektionierung und Kommissionierung von Waren
  • Value Added Services – also Display-Montage für Promotions, In-Store-Logistik, Etikettierung der Ware, Mehrfach-Packungen, Produkt-Montage, Retouren-Management, Bemusterung und Spezial-Verpackungen,
  • sowie Zoll& Consulting – das Begleiten von Ausschreibungen, Optimieren bestehender bzw. Designen neuer Logistik-Konzepte und Produktionsprozesse der Unternehmen. 

Nationale Handelsketten haben oft präferierte Logistik-Partner, die auf einen Schwung (in einer Lieferung) eine Vielzahl von Produkten und Herstellern anliefern können. Während bei einer lokalen oder regionalen Vertriebsstrategie die direkte Belieferung einzelner Händler direkt durch den Hersteller eine Möglichkeit ist, empfiehlt es sich bei überregionalem und nationalen Vertrieb beim Retail-Partner zu erfragen, welche Logistiker bevorzugt sind. Die wenigsten einzelnen Händler haben die Zeit, individuelle (und kleine) Lieferungen von Start-ups in Empfang zu nehmen!

Wir danken Christof Sommer und Stefan Behrendt von Dachser SE für den tollen Input und allen Teilnehmern für das erfolgreiche Event!

Bildnachweis: Canva

Geschrieben von

Lea Sustersic

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