Erobert Hard Seltzer jetzt Deutschland?

Hard Seltzer, Spiked Seltzer oder Spiked Water – ein klares, kohlensäurehaltiges Wasser mit Fruchtgeschmack und circa 5 % Alkoholgehalt soll der neue Renner in Europa werden. In den USA hat sich das Getränk im Sommer 2019 bereits etabliert; so sehr, dass die Drinks schneller ausverkauft sind, als man gucken kann. Bisher ist das Mischgetränk in Europa noch eher unbekannt, doch 2021 könnte das Jahr für Hard Seltzers werden.

Denn den Boom in den USA nimmt Lidl zum Anlass, das Trendgetränk in seine deutschen Filialen zu bringen. Unter dem Label „Sunrise“ ist es in den Geschmacksrichtungen Limette und Himbeere seit Oktober dauerhaft erhältlich.

Und auch Getränkehersteller Coca-Cola hat das Potenzial von Hard Seltzers erkannt und die neue Marke „Topo Chico Hard Seltzer“ auf den Markt gebracht. Zunächst ist der Topo Chico Hard Seltzer nur in Brasilien und Mexiko erhältlich, ab November dieses Jahres ist der Markteintritt in Europa geplant.

Hype oder Megatrend?
Was ist also dran an diesem neuen Getränk, dass den Alkoholmarkt aufmischen will?

Hard Seltzer setzt sich aus den Worten „Seltzer“ für kohlensäurehaltiges Wasser und „Hard“ zusammen, was im amerikanischen Sprachstil so etwas wie „mit Alkohol versetzt“ bedeutet. Der Drink besteht hauptsächlich aus Mineralwasser, dem Alkohol in Form von fermentiertem Rohrzucker zugesetzt wird. Meist wird noch ein natürlicher Fruchtgeschmack beigemischt. So gibt es das Getränk in den verschiedensten Geschmacksrichtungen; ob Kirsche, Apfel, Grapefruit, Limette oder Ingwer.

Attraktiv für die junge, aktive Zielgruppe
Was ist dabei der Unterschied zu einem normalen Longdrink auf Fruchtsaft und Alkohol wie Vodka oder Rum? Der Drink hat weitere unschlagbare Eigenschaften: er ist kohlenhydrat- und glutenfrei und in den meisten Fällen ohne Zucker. Kurzgefasst: kalorienarm. Die Getränke haben weniger als 100 Kalorien pro 330 ml. Dazu enthalten sie weniger Alkohol als ein Longdrink und sollen leichter und erfrischender schmecken als Bier und Wein. Das perfekte Mittelding also. Das zieht besonders gut bei jungen, aktiven Menschen.

Erste Hard Seltzers in Deutschland
Und obwohl man hierzulande noch nicht so viel von dem Trendgetränk gehört hat, gibt es bereits mehrere Start-ups aus Berlin und weitere Unternehmen, die Hard Seltzers in Deutschland brauen und verkaufen. Zum Beispiel HOLY. Seit Beginn dieses Jahres bastelte das Berliner Start-up am perfekten Drink und brachte dann im Juni 2020 das erste deutsche Hard Seltzer in den Sorten Grapefruit, Cucumber Lime, Lemon Ginger und Cranberry auf den Markt. Im August launchte „Makai“ der Makai Hard Seltzer GmbH, im September dann „FOX“ der Zelos Genuss GmbH, ebenfalls beides Berliner Start-ups. Und auch der Spirituosenhersteller Bimmerle aus dem Schwarzwald produziert seit September das Hard Seltzer „BUZZ“.

Coca-Cola: Traditionsbruch nach 126 Jahren
Jetzt will auch Coca-Cola das Getränk in Europa etablieren. Der Hersteller, der für die Softdrinks Cola, Fanta und Sprite bekannt ist will sich jetzt – nach 126 Jahren Firmengeschichte mit Erfrischungsgetränken – einen Namen unter den Alkohol-Mixgetränken machen. Im Frühjahr 2020 haben sie die Tochterfirma „EH Canning Co“ eintragen lassen. Neben dem Launch in Lateinamerika im September, soll „Topo Chico Hard Seltzer“ jetzt auf den europäischen Markt.

Ende November will Coca-Cola das Getränk erstmalig in Österreich verkaufen. Die drei Sorten Tangy Lemon Lime, Tropical Mango und Cherry Acai kommen in 330ml Dosen, enthalten knapp fünf Prozent Alkohol und 96 Kalorien. Geplant ist der Markteintritt 2021 in Großbritannien, Irland, Nordirland, Griechenland und in der Ukraine. Dass das Getränk in naher Zukunft nach Deutschland kommt, wird lediglich spekuliert. Im Endeffekt heißt es hier Abwarten.

In Deutschland gibt es da aber noch eine Hürde: die Alkopopsteuer. Seit 2004 werden von der Bundesregierung „alkoholhaltige Süßgetränke, die einen Alkoholgehalt von mehr als 1,2 % Volumen, aber weniger als 10 % Volumen aufweisen und trinkfertig gemischt in verkaufsfertigen, verschlossenen Behältnissen abgefüllt sind“, besteuert. Und Hard Seltzers liegen hart an dieser Grenze.

Verführerische Zahlen aus den USA
Der Verkauf in den USA sei laut Guardian und CNN 2019 um 280 % zum Vorjahr gestiegen und die Umsatzmarke von einer Milliarde US-Dollar geknackt. Bis 2021 wird sogar mit einem Gesamtumsatz von 2,5 Milliarden US-Dollar gerechnet. Allein die führende Marke White Claw hat 2019 einen Umsatz von sage und schreibe 1,5 Milliarden Dollar gemacht. Und auch weitere Marken wie Truly, Bud Light, Wild Basin und sogar Bier- und Spirituosen-Hersteller wie Corona und Smirnoff etablieren ihre Seltzer Drinks erfolgreich auf dem Markt. Vielversprechend, oder?

Bildnachweis: HOLY Drinks GmbH

Geschrieben von

Lea Sustersic

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