EU-Projekt „Breadcrumb“: Lebensmittelverschwendung durch Vermarktungsnormen

Das EU-Projekt „Breadcrumb“ beleuchtet die oft übersehenen, aber enorm relevanten Zusammenhänge zwischen den Vermarktungsnormen, Handelsstandards und der Lebensmittelverschwendung. In der Praxis bedeutet das, dass bestimmte Standards für das Aussehen von Obst und Gemüse festgelegt werden – beispielsweise in Bezug auf Größe, Form, Farbe oder auch Makel – und Produkte, die diese Standards nicht erfüllen, werden häufig aussortiert. Dabei handelt es sich oft um Lebensmittel, die nicht nur qualitativ einwandfrei, sondern auch genießbar sind, was zu einer enormen Verschwendung führt.

Ein prägnantes Beispiel aus dem Projekt ist ein Fall eines kolumbianischen Bio-Limettenproduzenten. Dieser war gezwungen, etwa 30 % seiner Ernte zu entsorgen, weil die Limetten zu gelb oder zu klein waren. Obwohl diese Früchte geschmacklich und gesundheitlich vollkommen in Ordnung waren, entsprachen sie nicht den ästhetischen Anforderungen der Handelsnormen und wurden daher aus dem Handel entfernt. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie die Handels- und Vermarktungsnormen, die auf dem Markt vorherrschen, zu einer unnötigen Vernichtung von Lebensmitteln führen, die tatsächlich genießbar sind. In vielen Fällen sind diese Standards nicht unbedingt eine Frage der Produktqualität, sondern eine der Optik, was ein großes Potenzial zur Reduktion von Verschwendung bietet, wenn solche Normen überdacht werden.

Die wichtigsten Learnings aus dem Projekt „Breadcrumb“ lassen sich in mehreren Punkten zusammenfassen:

  1. Vermarktungsnormen verursachen Verschwendung: Ästhetische Anforderungen (Größe, Form, Farbe) führen dazu, dass genießbare, aber optisch „unperfekte“ Produkte im Müll landen. 
  2. Ganzheitliche Betrachtung der Lieferkette: Die Verschwendung passiert nicht nur bei der Produktion, sondern auch im Groß- und Einzelhandel sowie in der Logistik. Das Projekt untersucht alle Phasen der Lieferkette, um gezielt Lösungen zu entwickeln.
  3. Flexiblere Vermarktungswege: „Nicht perfekte“ Produkte könnten durch spezielle Produktlinien oder regionale Direktvermarktung in den Handel integriert werden, um Verschwendung zu reduzieren.
  4. Politische Standards hinterfragen: Politische Vorgaben zu Lebensmittelstandards führen oft zu ungewollter Verschwendung. Das Projekt zeigt, wie wichtig es ist, diese zu überdenken, um Lebensmittelverluste zu verringern.
  5. Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen: Durch die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung wird auch der nachhaltige Umgang mit Ressourcen wie Wasser und Boden gefördert. Das Projekt trägt so zu einem ressourcenschonenderen Lebensmittelsystem bei.
  6. Bewusstsein für Konsumgewohnheiten: Das Projekt fördert ein Umdenken bei den Konsumenten, indem es für die vermeidbare Verschwendung von „unperfekten“ Lebensmitteln sensibilisiert und die Wahrnehmung von Lebensmittelwert ändert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Projekt „Breadcrumb“ weit über die unmittelbare Reduktion von Lebensmittelverschwendung hinausgeht. Es fordert eine grundlegende Überprüfung und Anpassung der Standards, die den Handel bestimmen, und zeigt, dass es durch flexiblere Vermarktungswege und ein besseres Verständnis von „Lebensmittelwert“ möglich ist, eine nachhaltigere und ressourcenschonendere Praxis zu entwickeln. Die Initiative trägt zu einer breiteren europäischen Strategie zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung bei und leistet einen wichtigen Beitrag, um unsere Konsumgewohnheiten und unser Wirtschaftsmodell langfristig zu ändern. Den gesamten Artikel findest du hier.


© Bild: Canva

Geschrieben von

Constanze Hepp

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