Investment Report: FoodTech in Europa

Wohin entwickelt sich die europäische FoodTech Szene? Dealroom.co und Five Seasons Ventures geben Einblicke im “State of the European Food Tech”-Report. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse für dich zusammengefasst:
 
Das Investitionsvolumen in europäische FoodTech Start-ups erreichte in 2020 € 2,4 Mrd. Das ist zwar ein deutlicher Anstieg über 2015 (€ 1,4 Mrd.), aber im direkten Vergleich zum Vorjahr rückläufig (2019: € 2,7 Mrd.)
 
Die Covid-19 Pandemie wird auch in diesem Report als der Hauptveränderungstreiber des letzten Jahres definiert: verändertes Konsumverhalten, die Nachfrage nach Liefersystemen, Unsicherheiten/ Ineffizienten der Lieferkette und ein neues Bewusstsein für ein nachhaltiges Ernährungssystem werden in dem Report herausgestellt. 
 
Alles geliefert, oder was? Von 17 auf 433 Mrd. in fünf Jahren.
Welchen Effekt die Pandemie auf Lieferdienste und Anbieter von Meal Kits hatten, und dass Investoren von einer neuen Zeitrechnung ausgehen, zeigt sich eindrucksvoll bei der Bewertung der FoodTech businesses:
 
Auf internationaler Ebene sind von den Top 10 FoodTech Companies nach Bewertung neun dem Bereich eCommerce oder Lieferdienste (inkl. Kochboxen) zuzuordnen. Beyond Meat ist hier der einzige Ausreisser - Zusammen erreichen die 10 einen Marktwert von € 433 Mrd. Vor fünf Jahren lag dieser Wert noch bei  € 17 Mrd.
 
In Europa ergibt sich das gleiche Bild. Hier hat dealroom.co die Unternehmen analysiert, die Unicorn Status (also eine Unternehmensbewertung von mind. € 1 Mrd. ) erreicht haben. Von vierzehn Unternehmen fallen 13 in die Kategorie „eCommerce und Lieferdienste“. Einzig BrewDog, die aus Schottland stammende Brauerei, fällt aus dem Raster.
 
Der Unternehmenswert der vierzehn Unicorns ist im Jahr der Pandemie um 140 % auf € 92 Mrd. gestiegen, nach Wachstumsraten von +40 % in 2019 und 13 % in 2018. 
 
Corporates mit direct-to-consumer Offensive
Doch nicht nur eCommerce & delivery Start-ups und Scale-ups haben von einem veränderten Konsumentenverhalten profitiert: auch der direct-to-consumer Trend auf Seiten der Corporates wurde im letzten Jahr befeuert, wie der Report illustriert. So lancierte PepsiCo. bereits im Mai 2020 mit PantryShop.com und Snacks.com zwei Stand-alone Online-Angebote, und die Fast Casual Restaurant Kette „Chipotle“, die für einen „Farm-to-table“ Anspruch bekannt ist, brachte einen virtuellen Bauernmarkt ins Netz. Auch im Bereich der Akquisitionen war entsprechende Aktivität zu beobachten, hier in Deutschland am eindrucksvollsten demonstriert durch die Akquisition von Flaschenpost durch die Oetker-Gruppe.
 
Im Report auch der Pandemie zugeschrieben, ist das Interesse in Lieferketten-Automatisierung, Vertical Farming Lösungen, alternativen Proteinen und Lösungen für Lebensmittelverschwendung. Unserer Einschätzung nach ist dies allerdings keine Pandemie-getriebene Entwicklung, sondern die Manifestation langfristiger Transformationsprozesse. Veränderte politische Rahmenbedingungen wie der European Green Deal und die Forderung nach Klimaneutralität haben bereits vor der Pandemie wirksam die Transformation des Ernährungssystems beschleunigt. 
 
Blickt man auf die Investments des zurückliegenden Jahres mit einer Einordnung entlang der Wertschöpfungskette mit den drei Stufen Primärproduktion, Transformation und Distribution & Konsum, so kommt Dealroom.co zu dem Schluss, dass die VC Community den größten Veränderungsdruck – und damit das höchste Marktpotential – im Bereich der Transformation sehen. Allerdings gehen 22 % der insgesamt € 1,1 Mrd an Karma Kitchens, die man sicherlich auch im Bereich „Distribution & Konsum“ hätte verorten können. Das britische Start-up baut ein europäisches Netzwerk von Mietküchen auf, um den Food Delivery Markt zu bedienen.
 
Nachhaltig bei Design
Die Top 2-5 der „Transformation“ Deals des letzten Jahres (nach Investitionsvolumen) senden aber ein klares Signal: Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Thema für den Jahresbericht, sondern der Wachstumstreiber der Branche. alternative Proteine durch Fermentation von Fungi (The Protein Brewery, Niederlande), insektenbasierte Futtermittel (Next Protein , Frankreich) Biopolymer (Lactips, Frankreich), Wasserfilter-System für Gastro & Wohnung (Castalie, Frankreich) führen die Liste an mit einem durchschnittlichen Dealvolumen von € 15 Mio. 
 
Wie der Report ausführt, besteht in den ersten Stufe der Wertschöpfungskette, und vor allem auf der Stufe der Primärproduktion, hohes Potential für neue disruptive Lösungen. 

Wird Infarm hier das erste Unicorn der Branche? Die Gerüchteküche brodelt, nachdem Sky News über eine angeblich anstehende Finanzierungsrunde berichtet hat. Demnach will Infarm in den nächsten Monaten weitere US$ 250 Mio. einsammeln, und in Folge dessen Unicorn Status erreichen.

Den ganzen Report findest du hier zum Download.

Geschrieben von

M. Lee Greene

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