Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland steht vor der großen Herausforderung, seine CO₂-Emissionen drastisch zu senken. Bis 2030 müssen 24,12 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente eingespart werden, um die Klimaziele zu erreichen. Eine neue Analyse von Madre Brava und Quantis zeigt, dass dies nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Insbesondere drei zentrale Maßnahmen können den Supermärkten helfen, Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig Kosten zu senken.
Der größte Hebel liegt im Umbau des Sortiments. Der Bericht empfiehlt, 30 % des aktuellen Fleisch- und Milchkonsums durch pflanzenbasierte Alternativen zu ersetzen. Dieser Schritt allein könnte bis 2030 bis zu 16 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente einsparen. Zudem zeigt die Analyse, dass die Umstellung finanziell attraktiv ist: Pro vermiedener Tonne CO₂e lassen sich 156 € einsparen, da pflanzenbasierte Produkte ressourcenschonender produziert werden können als tierische Erzeugnisse.
Doch eine nachhaltige Transformation braucht mehr als nur eine Umstellung des Angebots. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Einführung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken. Techniken wie Hitzestressmanagement bei Nutztieren, eine verbesserte Tiergesundheit, optimierte Düngung oder der Einsatz elektrischer Landmaschinen können erhebliche Emissionseinsparungen bringen. Einige dieser Maßnahmen sind mit zusätzlichen Kosten verbunden – etwa 80 € pro eingesparter Tonne CO₂e –, doch langfristig tragen sie dazu bei, eine ressourceneffizientere Wertschöpfungskette zu etablieren.
Ein dritter Bereich, in dem erhebliche Einsparungen möglich sind, ist die Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung. Besonders bei Fleisch- und Milchprodukten entstehen hohe Emissionen durch die Vernichtung nicht verkaufter oder nicht konsumierter Waren. Verbraucheraufklärung spielt hier eine entscheidende Rolle: Wenn Kunden besser informiert sind, können Abfälle gesenkt und unnötige Emissionen vermieden werden. Auch wenn die Einsparpotenziale in diesem Bereich geringer sind als bei der Ernährungsumstellung, bleibt dies ein zentraler Bestandteil der Strategie.
Zusammen genommen kann eine kluge Kombination dieser Maßnahmen bis 2030 bis zu 24,4 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente einsparen – mehr als das erforderliche Ziel von 24,12 Millionen Tonnen. Gleichzeitig können dabei 2,5 Milliarden Euro an Kosten reduziert werden. Besonders die Umstellung auf pflanzenreichere Ernährungssysteme stellt sich als Schlüsselstrategie heraus, da sie sowohl aus ökologischer als auch wirtschaftlicher Sicht am effizientesten ist.
Auch innerhalb des Supermarktes selbst gibt es klare Stellschrauben zur Emissionsreduktion. Das Produktangebot ist dabei ein entscheidender Faktor: Tierische Produkte sind für einen Großteil der Emissionen verantwortlich, während eine Erhöhung des Anteils pflanzlicher Alternativen das Klima erheblich entlasten kann. Auch in der Lieferkette und Landwirtschaft liegen große Einsparmöglichkeiten, etwa durch effizientere Anbaumethoden, ressourcenschonende Futtermittelproduktion oder technologische Innovationen im Landbau. Zudem spielt die Reduzierung von Lebensmittelabfällen eine Rolle – sowohl durch bessere Lagerungs- und Logistikkonzepte als auch durch gezielte Verbraucheraufklärung.
Der Bericht zeigt klar, dass sich Klimaschutz im Einzelhandel lohnt – für die Umwelt, die Verbraucher und die Wirtschaft. Supermärkte, die jetzt handeln, können sich nicht nur Wettbewerbsvorteile sichern, sondern auch ihrer Verantwortung für eine nachhaltigere Zukunft gerecht werden.
Ⓒ madre brava
Wir vernetzen Akteure der Agrar- und Lebensmittelbranche vom Feld zum Regal, um gemeinsam zukunftsgerichtete Lösungen für die Branchen zu entwickeln.
© 2020 Foodhub NRW