Laborfleisch, ja oder nein? Eine aktuelle Studie der PHW Gruppe geht der Frage auf den Grund, wie aufgeschlossen Konsumenten gegenüber in-Vitro Fleisch ("Clean Meat") sind. Die Essenz: 60 % der Befragten kennen Cultivated Meat bereits und 54 % würden es probieren.
Cultivated Meat, also Fleisch, das aus Zellen in einer Nährlösung heranwächst, findet sich schon heute auf den Speisekarten einiger Restaurants in Singapur. In einem Inkubator ist es mittlerweile bei optimaler Temperatur und Sauerstoffkonzentration möglich, dass sich Zellen zu Fleischgewebe genauso entwickeln, wie sie es in einem Tierkörper würden.
Damit ist "Clean Meat" ein möglicher Baustein für die alternative Proteinversorgung der Zukunft, in der gerade auch das Nachhaltigkeitsdenken der Konsumenten eine prägende Rolle spielt. Gut jeder Zweite in Deutschland im Alter von 18 bis 75 Jahren (55 %) verzichtet zumindest manchmal bewusst auf Fleisch – Frauen (66 %) häufiger als Männer (45 %). 6 % haben Fleisch und Fisch sogar ganz von ihrem Speiseplan gestrichen – vor allem jüngere Befragte im Alter von 18 bis 29 Jahren (13 %). Gefragt sind somit Alternativen zu Fleisch und Fisch. Auf dem Vormarsch sind bereits pflanzenbasierte Ersatzprodukte. Doch auch Cultivated Meat ist eine Option, wie die Studie belegt.
Hohe Bekanntheit sowie starkes Probier- und Kaufinteresse – besonders bei der jüngeren Generation
Das Konzept des Cultivated Meat ist schon jetzt im Bewusstsein der Bevölkerung verankert und hat einen hohen Bekanntheitsgrad: 60 % der Befragten geben an, dass Ihnen die Herstellungsmethode von Fleisch über die Vermehrung von Zellen in einer Nährlösung bekannt ist. In allen befragten Alterskohorten bejaht dies mindestens die Hälfte der Befragten, bei den 18- bis 29-Jährigen ist der Bekanntheitsgrad mit 69 % jedoch am größten. Im Hinblick auf die verschiedenen Ernährungstypen lassen sich Unterschiede feststellen: 75 % der Veganer/Vegetarier, 60 % der Flexitarier und 57 % der Fleischesser haben bereits von Cultivated Meat gehört oder gelesen.
Neugierde ist der treibende Faktor für das Probierinteresse
„Weshalb würden Sie Cultivated Meat gerne einmal probieren?“ – diejenigen mit Probierinteresse treibt vor allem Neugierde (38 %), aber auch die konkrete Frage, wie es wohl schmeckt (29 %) und ob es eine gute Alternative zu herkömmlichem Fleisch ist (26 %). Weitere 16 % geben als Grund an, etwas gegen Tierleid tun zu wollen, während 8 % wissen möchten, wie die Konsistenz von Cultivated Meat ist. Für 7 % ist die bessere Klimabilanz das ausschlaggebende Argument. Einfluss auf die benannten Gründe hat zudem die Ernährungsweise: Vegetarier und Veganer gaben im Vergleich zur Gesamtheit der Befragten überdurchschnittlich häufig die Aspekte „weniger Tierleid“ (25 %) und „bessere Klimabilanz“ (15 %) an.
Die Befragten ohne Probierinteresse geben als häufigsten Grund an, dass sie das Fleisch als „unnatürlich“ oder „künstlich“ einschätzen (39 %). 17 % sehen in Cultivated Meat keine Alternative zu herkömmlichem Fleisch und würden daher auf eine Verkostung verzichten. Für eine vergleichsweise geringe Anzahl der Befragten sind ein „ungutes Gefühl“ (12 %), „ist eklig, unappetitlich“ (8%) oder dass diese generell auf Fleisch verzichten (4 %) die Gründe.
Spontane Assoziation sind aktuell noch differenziert, bei gestützter Fragestellung rücken die positiven Eigenschaften stärker in den Fokus
Auch wenn der jetzige Bekanntheitsgrad von Cultivated Meat mit 60 % schon ausgeprägt ist, so sind die positiven Eigenschaften der alternativen Proteinquelle vielen Befragten noch nicht bekannt. Die spontanen Assoziationen zu dem Thema zeigen außerdem, dass einige Befragte aktuell noch Vorbehalte gegenüber dem Fleisch haben. Auf die Frage „Was fällt Ihnen spontan alles zu Cultivated Meat ein?“ antwortete der größte Teil der Befragten „ist unnatürlich“ oder „künstlich“ (28%). Der positive Aspekt, den die meisten Befragten spontan nennen konnten, ist „verursacht weniger Tierleid“ (13 %). Die bessere Klimabilanz (6 %), die Möglichkeit als Alternative zu herkömmlichem Fleisch (5 %) oder der innovative Charakter von Cultivated Meat (5 %) spielen für die Befragten noch eine untergeordnete Rolle.
Wird der Fragemodus von spontanen Assoziationen zu gestützten Aussagen gewechselt, rücken die positiven Aspekte stärker in den Fokus. Hierbei wurden die Teilnehmer gefragt, inwiefern eine bestimmte Eigenschaft ihrer Ansicht nach auf Cultivated Meat zutrifft. Die Bewertung erfolgte auf einer Skala von „voll und ganz“ und „eher“ bis zu „eher nicht“ und „überhaupt nicht“. Die vorgeschlagenen Eigenschaften lassen sich in drei Themengebiete clustern, wobei sowohl „voll und ganz“ als auch „eher“ als positive Einschätzung gewertet werden:
*Für diese Erhebung hat die PHW-Gruppe das Marktforschungsinstitut forsa beauftragt. Insgesamt wurden für die Studie 1.011 Personen im Alter von 18 bis 75 Jahren in Deutschland befragt. Erhebungszeitraum war vom 30. März bis 12. April 2021.
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