Verpackung im Wandel: Warum nachhaltige Lösungen jetzt entscheidend sind

Verpackungen begleiten uns überall – im Supermarkt, im E-Commerce, im Alltag. Doch kaum ein Thema wird derzeit so intensiv diskutiert wie ihre Umweltwirkung. Neue gesetzliche Vorgaben wie die geplante EU-Verordnung zu Verpackung und Verpackungsabfällen (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) bringen zusätzliche Dynamik. Für Unternehmen stellt sich daher nicht nur die Frage: Was ist erlaubt – sondern vor allem: Was ist sinnvoll, nachhaltig und zukunftsfähig?

Warum das Thema Verpackung so relevant ist

Verpackungen erfüllen wichtige Funktionen: Sie schützen Produkte, ermöglichen Transport und informieren Verbraucher:innen. Doch sie verursachen auch erhebliche Umweltbelastungen – vor allem dann, wenn sie nur einmal verwendet werden und nicht recycelt werden können. Laut Europäischer Kommission fielen allein im Jahr 2020 rund 177 Kilogramm Verpackungsabfall pro Person in der EU an – Tendenz steigend.

Deshalb will die EU mit der PPWR die bestehende Verpackungsrichtlinie umfassend überarbeiten. Ziel ist es, Verpackungsabfälle deutlich zu reduzieren, die Kreislaufführung von Materialien zu verbessern und verbindliche ökologische Standards zu schaffen – zum Beispiel für Recyclingfähigkeit, Wiederverwendung und den Einsatz von Rezyklaten.

Die Verpackungsfrage: Komplexer als Papier versus Plastik

Die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Verpackungsmaterial ist selten eindeutig. Papier gilt als umweltfreundlich, weil es biologisch abbaubar ist – doch seine Herstellung ist oft ressourcenintensiv. Kunststoff hingegen bietet Vorteile wie geringes Gewicht und hohe Barriereeigenschaften, was besonders im Lebensmittelbereich entscheidend für die Haltbarkeit ist.

Studien der CE Delft und des NABU zeigen, dass die Umweltwirkung einer Verpackung vom gesamten Lebenszyklus abhängt – von der Rohstoffgewinnung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung oder Wiederverwertung. Eine pauschale Aussage à la „Papier gut, Plastik schlecht“ greift daher zu kurz.

Was Unternehmen jetzt tun können – erste Schritte mit Wirkung

Unabhängig von Branche oder Unternehmensgröße gibt es konkrete Maßnahmen, um Verpackung nachhaltiger zu gestalten – und gleichzeitig regulatorisch vorbereitet zu sein:

1. Bestandsaufnahme und Analyse

Nimm deine Verpackung kritisch unter die Lupe: Welche Materialien werden verwendet? Wie gut sind diese recyclingfähig? Wie hoch ist der Anteil an Rezyklaten? Eine systematische Inventur bildet die Grundlage für jede Weiterentwicklung.

2. Pilotprojekte und Tests

Neue Verpackungslösungen lassen sich zunächst in kleinen Stückzahlen oder bei einzelnen Produktlinien testen. So können Erfahrungen gesammelt und Risiken minimiert werden, bevor größere Umstellungen erfolgen.

3. Design for Recycling

Bereits bei der Entwicklung sollten Verpackungen so gestaltet werden, dass sie gut recycelbar sind. Sortenreine Materialien, der Verzicht auf Verbundstoffe und eindeutige Kennzeichnungen helfen, die Recyclingfähigkeit zu verbessern.

4. Transparente Kommunikation

Verbraucher:innen und Geschäftspartner erwarten zunehmend nachvollziehbare Informationen. Wer offenlegt, warum bestimmte Verpackungen gewählt wurden und welche Entwicklungsschritte folgen, gewinnt Vertrauen – auch wenn noch nicht alles perfekt ist. Die geplante Green Claims Directive der EU wird zudem verlangen, dass Umweltversprechen wissenschaftlich fundiert belegt sind (Europäische Kommission, 2023).

Blick nach vorne: Verpackung als Innovationstreiber

Die PPWR ist kein Selbstzweck, sondern ein Impuls zur Transformation. Unternehmen, die heute in nachhaltige Verpackungslösungen investieren, stärken nicht nur ihre ökologische Bilanz, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit. Ob durch Kreislaufmodelle, digitale Mehrwegsysteme oder neue Materialinnovationen – die Verpackung von morgen entsteht aus den Entscheidungen von heute.

Verpackung im Fokus: Drei Termine, ein Ziel
Rund um die neue EU-Verordnung PPWR stehen gleich drei Veranstaltungen an:
Am 3. Juni geht es in Düren bei „Reduce, Reuse, Rethink“ um nachhaltige Papierlösungen (Anmeldung an h.ruyters@windn.de), am 5. Juni startet in Kempen die Seminarreihe „Verpackung von unverarbeiteten Lebensmitteln“ (Anmeldung unter adamova@nrw-isst-gut.de).
Anfang Juli folgt zudem das Webinar „Lebensmittel sicher und nachhaltig verpacken“ mit Fokus auf verarbeitete Produkte. 


© Bild: Canva


Dieser Bericht wurde im Rahmen des Projekts TransformERN erstellt, denn bei TransformERN sind wir überzeugt davon, dass wir alle viel voneinander lernen können – gerade wenn es darum geht, so komplexe Ziele wir Klimaneutralität zu erreichen. Wir von TransformERN freuen uns, dich gemeinsam mit unseren Partnern Ernährung NRW und Food-Processing Initiative auf dem Weg aktiv dabei zu unterstützen. 

TransformERN ist mit Mitteln der Europäischen Union und des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert.

Geschrieben von

Constanze Hepp

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