Nach den Ergebnissen der aktuellen Studie Superlist Umwelt, die von Questionmark gemeinsam mit der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Madre Brava, der Physicians Association for Nutrition und ProVeg durchgeführt wurde, zeigt sich, dass deutsche Supermärkte noch erheblichen Nachholbedarf bei der Nachhaltigkeit haben (Quelle: Rundschau, 23. April 2025). Die Untersuchung bewertete die Klimaschutzpläne sowie die Maßnahmen zur Förderung pflanzlicher Ernährung und nachhaltiger Landwirtschaft bei den sechs großen deutschen Supermarktketten Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl und Rewe.
An der Spitze des Rankings steht Lidl, das als einziger Händler ein klares Ziel formuliert hat: Bis 2050 sollen 60 Prozent der verkauften Proteinquellen pflanzlichen Ursprungs sein. Zudem veröffentlicht Lidl bereits heute das Mengenverhältnis zwischen tierischen und pflanzlichen Produkten. Auf Platz zwei folgt Aldi Süd, das zwar Klimaziele verfolgt, jedoch keine klaren Absatzziele für pflanzliche Produkte definiert hat. Dahinter reihen sich Rewe, Kaufland und Edeka ein, während Aldi Nord das Schlusslicht bildet. Letzteres Unternehmen veröffentlicht weder lebensmittelspezifische Treibhausgas-Emissionen noch ergreift es derzeit Maßnahmen zu deren Reduzierung.
Ein zentrales Problem zeigt sich bei der Werbung: In den Prospekten aller untersuchten Supermärkte stammen noch über 90 Prozent der beworbenen Proteinquellen aus tierischen Produkten. Hinzu kommt, dass fast 70 Prozent der angebotenen verzehrfertigen Fleischportionen über 150 Gramm wiegen und damit die Empfehlungen der Planetary Health Diet überschreiten, die eine nachhaltige Ernährung fördern soll. Positiv hervorzuheben ist, dass Edeka, Kaufland und Lidl angekündigt haben, pflanzliche Alternativen bei Eigenmarken zum gleichen Preis wie vergleichbare tierische Produkte anzubieten. Lidl erleichtert zudem die Kaufentscheidung für Fleischalternativen, indem diese gezielt neben herkömmlichen Fleischwaren platziert werden.
Da mehr als 70 Prozent der Lebensmittelkäufe in Deutschland über Supermärkte erfolgen (Gastrotel, LZ, DBV, 2025), spielen diese eine Schlüsselrolle bei der Transformation des Ernährungssystems hin zu mehr Nachhaltigkeit.
Ergänzend berichtet das Handelsblatt (Florian Kolf, Katrin Terpitz; 25. April 2025), dass Aldi Süd, Lidl, Rewe und Kaufland angekündigt haben, bis 2050 Net-Zero-Emissionen zu erreichen. Edeka verfolgt sogar das ambitioniertere Ziel, bereits bis 2045 klimaneutral zu werden. Trotz dieser ehrgeizigen Ankündigungen kritisiert Charlotte Linnebank, Generaldirektorin von Questionmark, im Handelsblatt, dass die meisten Supermärkte bislang keine konkreten Umsetzungspläne oder überprüfbare Meilensteine vorgelegt haben. Ambitionen allein seien nicht ausreichend, um echte Fortschritte bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu erzielen. Auch aus Sicht der Handelsblatt-Redaktion bestätigt die Superlist-Studie, dass Lidl aktuell der fortschrittlichste Anbieter in diesem Bereich ist.
Eine Folgestudie soll untersuchen, ob die Händler ihre bisherigen Versprechen künftig auch in konkrete Maßnahmen umsetzen.
Weitere Informationen findest du hier: Rundschau und Handelsblatt
© Bild: Handelsblatt
Dieser Bericht wurde im Rahmen des Projekts TransformERN erstellt, denn bei TransformERN sind wir überzeugt davon, dass wir alle viel voneinander lernen können – gerade wenn es darum geht, so komplexe Ziele wir Klimaneutralität zu erreichen. Wir von TransformERN freuen uns, dich gemeinsam mit unseren Partnern Ernährung NRW und Food-Processing Initiative auf dem Weg aktiv dabei zu unterstützen.
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