Wie stehen Verbraucher zu Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion? Wie wichtig sind ihnen hohe Arbeits-, Tierschutz- und Umweltstandards? Würden sie für mehr Tierwohl und Umweltfreundlichkeit mehr Geld bezahlen wollen?
Um dies rauszufinden, befragte forsa im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) anlässlich der Internationalen Grünen Woche im Zeitraum von Ende Oktober bis Ende November 1.000 Verbraucher in einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung. Besonders heraus sticht, dass eine große Mehrheit (95 %) sich für gesetzliche Vorgaben für eine arbeits-, umwelt- und tierfreundliche Lebensmittelproduktion sowie für eine bessere Kennzeichnung der Produkte aussprechen.
Insgesamt wurde die Befragung in vier Bereiche eingeteilt:
• Verbraucherwünsche zu Angebot und Eigenschaften von Lebensmitteln
• Verbrauchermeinungen zur landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion
• Verbraucherbewusstsein
• Verbrauchererwartungen an die Politik
Verbraucherwünsche zu Angebot und Eigenschaften von Lebensmitteln
Im Bereich Verbraucherwünsche zu Angebot und Eigenschaften von Lebensmitteln sind für Verbraucher beim Kauf von Lebensmitteln gute Arbeitsbedingungen für Beschäftigte in der Lebensmittelproduktion und die Einhaltung hoher Tierschutzstandards (jeweils 95 Prozent „eher“ bzw. „sehr wichtig“) von großer Bedeutung. Auch finden 92% der Befragten es wichtig, hohe Umweltstandards einzuhalten.
Außerdem spielt Regionalität eine große Rolle: 92 Prozent der Befragten legt Wert darauf, dass die angebotenen Lebensmittel aus der Region kommen.
Niedrige Preise für Lebensmittel sind hingegen nur für deutlich weniger Verbraucher (40 Prozent) „sehr“ bzw. „eher wichtig“.
Weiterhin ist ihnen wichtig, zu erkennen, ob Lebensmittelproduzenten einen fairen Preis für ihre Arbeit und ihre Ware bekommen haben, denn für 90 Prozent der Befragten ist dies „sehr“ bzw. „eher schwer erkennbar“. Dasselbe gilt für die Einhaltung hoher Umweltschutzstandards (für 87 Prozent der Befragten nicht nachvollziehbar).
„Verbraucher möchten wissen, unter welchen Bedingungen Lebensmittel hergestellt werden. Sie wollen mehrheitlich nachhaltiger konsumieren und sind auch bereit, mehr Geld dafür auszugeben“,
erläutert Klaus Müller, Vorstand des vzbv. „Ob Lebensmittel die Anforderungen erfüllen, die Verbrauchern wichtig sind, bleibt oft unklar. Auch der Preis lässt nicht automatisch Rückschlüsse zu.“
Verbrauchermeinungen zur landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion
In Puncto Verbrauchermeinungen zur landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion sind 81 % der Meinung, dass Landwirte in Deutschland für ihre produzierten Lebensmittel keine fairen Preise erhalten. Fast zwei Drittel (65%) der befragten Verbraucher würden sich damit einverstanden erklären, dass Folgekosten für die Landwirtschaft wie z. B. Umweltschäden in den Lebensmittelpreis miteinbezogen werden, auch wenn dadurch die Lebensmittelpreise steigen. Besonders die jüngeren Befragte stimmten dem zu.
Verbraucherbewusstsein
Weniger als die Hälfte der Befragten (49%) kann mit dem Begriff "Klimaschonende Ernährung" etwas anfangen, und nur 14% trauen sich zu, den Begriff zu erklären.
Laut der Befragten kann ein signifikanter Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden, indem mehr regional produzierte Lebensmittel (85%) und mehr saisonale Lebensmittel (84%) gekauft werden sowie weniger Lebensmittel weggeworfen werden (86%). Nur wenige Befragte (18%) vermuten, dass der Kauf veganer Lebensmittel einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, und die Auswirkungen eines reduzierten Milchkonsums auf das Klima wird ebenfalls als gering angesehen (27%).
Verbrauchererwartungen an die Politik
Hier nimmt eine große Mehrheit (95 %) die Politik in die Pflicht, dafür zu sorgen, dass Produktetiketten verlässlich und leicht verständlich gekennzeichnet sind sowie für klare gesetzliche Vorgaben für Produktionsstandards zu sorgen (91%). Die Verantwortung sollte hier laut Müller nicht auf den Verbraucher abgewälzt werden.
Es bezweifeln zudem 81% der Befragten, dass die Wirtschaft bestehende Probleme und die nachteiligen Nebeneffekte der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion ohne staatliche Regulierung lösen kann. Besonders die jüngeren Verbraucher sind hier skeptisch.
Eine Mehrheit der Befragten wünscht sich außerdem Informationen (63%) und gesetzliche Vorgaben für Standards und Produktionsmengen (56%), um die negativen Auswirkungen eines übermäßigen Fleischkonsums zu verringern.
„Wir brauchen höhere gesetzlichen Mindeststandards in der Tierhaltung und ein staatliches Tierwohllabel. Ebenso wichtig wäre eine verbindliche Herkunftskennzeichnung für alle Lebensmittel. Unfaire Handelspraktiken, mit denen der Handel Landwirte unter Druck setzt, müssen umfassend gesetzlich verboten werden“, so Müller.
Die gesamte Befragung gibt’s
hier.
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