Gestern war der Geburtstag von meinem Start-up Loqly: aufregende drei Monate (!) sind vergangen, seitdem ich mit Loqly an den Start gegangen bin, als Lieferdienst für regionale Lebensmittel im Raum Duisburg, Düsseldorf und Neuss. Die Lernkurve war steil, mit einigen überraschenden Learnings, die ich hier mit euch teilen möchte – lasst euer Feedback auch gerne in den Kommentaren.
Aber ganz kurz noch zu mir, denn viele Leute fragen mich, ob ich selbst aus der Landwirtschaft komme oder auf einem Bauernhof großgeworden bin. Meinen Hintergrund habe ich aber tatsächlich als Buchhalter in einem deutschen Großkonzern. Ich habe Loqly gegründet, weil ich etwas aufbauen möchte, das das Potenzial hat, mich zu überleben und anderen Menschen möglichst lange einen Nutzen zu bieten. Deshalb ist es für mich nur logisch, dass mein Unternehmen nachhaltig sein muss, da es sonst irgendwann durch etwas Besseres ersetzt werden wird. Unsere Ziele für 2022 sind einfach: wir werden uns vor allem darauf konzentrieren, Neues auszuprobieren.
Für die Gründung eines Unternehmens gibt es kein Erfolgsrezept – was für das eine Unternehmen klappt, ist nicht unbedingt auf ein anderes Unternehmen anwendbar. Wir möchten deswegen möglichst viel Neues ausprobieren, um herauszufinden, was für uns gut ist. Das Jahr 2022 wird uns (hoffentlich) die Erkenntnisse liefern, die wir benötigen, um uns langfristig erfolgreich am Markt zu positionieren.
Learning 1: Nimm dir Zeit für den Plausch an der Haustür
Da wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, lokal produzierte Lebensmittel wieder zur Norm werden zu lassen, setzen wir überwiegend auf lokale Marketingmaßnahmen. Die besten Ergebnisse konnten wir in dem Bereich bisher mit Beiträgen in Lokalzeitungen und lokalen Food-Blogs oder mit Flyern erzielen. Einige unserer Produzenten haben auf Instagram bereits eine etablierte Fanbase. Diese werden natürlich auch auf uns aufmerksam, wenn die Produzenten dann etwas über Loqly posten. Wir sehen im Bereich Social-Media-Marketing noch ein Riesenpotenzial und arbeiten gerade an einer Konzepterstellung, um unseren Auftritt in sozialen Netzwerken zu professionalisieren. Das ist für uns eine der Grundlagen, um eine starke Brand aufzubauen. Der Großteil der Kommunikation mit unseren Bestandskunden verläuft „Old-School“ – beim Plausch an der Haustür. Das ist von uns auch so gewollt. Es gibt keine Kommunikationsform, die so effektiv ist, wie ein persönliches Gespräch. Viele Kundenwünsche und -bedürfnisse konnten wir auf diese Weise bereits in Erfahrung bringen. Da wir viele unserer Bestandskunden mind. einmal wöchentlich beliefern, können wir so auch eine Kundenbeziehung auf persönlicher Ebene schaffen. Das geht beim reinen Online-Shopping nicht so einfach und unterscheidet uns auch von anderen Lieferdiensten.
Learning 2: Unsere Kunden wollen Frischekategorien
Als wir zu Beginn mit ca. 200 Produkten gestartet sind, war uns wichtig, dass aus jeder Produktkategorie etwas dabei ist. Womit wir nicht gerechnet haben ist, dass unsere frischen Produkte, also Fleisch, Backwaren, Milchprodukte, Eier, Obst & Gemüse mit Abstand am besten laufen. Das freut uns natürlich, da unser Schwerpunkt auf lokalen, superfrischen Lebensmittel liegt. Mit einer so überwiegenden Nachfrage gegenüber den anderen Produktkategorien haben wir aber nicht gerechnet. Wir denken, dass das an unserem Just-in-Time Lieferprinzip liegt. Unsere frischen Produkte werden erst dann bei den Produzenten bestellt und teilweise auch erst dann produziert, wenn unsere Kunden diese bei uns bestellt haben. Das gewährleistet eine unvergleichbare Frische und weniger Lebensmittelabfälle. Dieses Just-in-Time Lieferprinzip erfordert natürlich einen höheren Aufwand und Koordinationsbedarf mit unseren Produzenten aber die Frische der Lebensmittel, die wir dadurch unseren Kunden bieten können, ist es uns definitiv wert.
Learning 3: It takes a Village to grow a Start-up
Es ist das Zusammenspiel aller unserer Lebensmittelproduzenten, die unser Geschäftsmodell überhaupt erst ermöglichen. Das Just-in-Time Lieferprinzip ist für unsere Partnerbetriebe auch neu und musste anfangs von beiden Seiten erst erlernt werden. Die Unterstützung und das Verständnis unserer Partner ist wirklich unglaublich. Der Kartoffelhof Birmes aus Kempen beliefert uns z.B. auch wenn wir nur 3 Kartoffelsäcke bestellt haben. Dass das nicht wirtschaftlich ist, ist klar – er glaubt aber an unsere Vision und ist dazu bereit, mit an dieser zu arbeiten. Wir möchten vor allem unser lokales Netzwerk weiter ausbauen und neue Partnerbetriebe aus der Region von unserem Geschäftsmodell überzeugen. In den Bereichen Obst & Gemüse ist unser Sortiment, meiner Meinung nach, noch ausbaufähig. Das ist teilweise saisonal bedingt – denn regional bedeutet immer auch saisonal. Das ist für mich aber keine Ausrede – es wachsen viele tolle Gemüsesorten auch im Winter bei uns und es ist unsere Aufgabe, die Betriebe ausfindig zu machen, die diese anbauen. In der Zukunft möchten wir auch seltenere Gemüsesorten anbieten, die man nicht unbedingt in Supermärkten findet.
Was waren deine wichtigsten Learnings in den ersten Monaten deines Unternehmens? Freue mich auf die Diskussion in den Kommentaren!
M. Lee
vor 2 Jahren
Florian
vor 2 Jahren
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