Fördermittel, ein Thema für den Food-Sektor?

Von unserem Gastautor Peter Stuckert. 

Fördermittel (hier Zuschüsse), ist das etwas, womit man sich als Start-up oder Unternehmen aus dem Food-Bereich beschäftigten sollte? Zumindestens kann ein Blick darauf nicht schaden, wenn man an finanziellen Mitteln für Projekte und Aktivitäten interessiert ist, für die keine Zinsen oder Geschäftsanteile fällig werden sollen. Der folgende Artikel gewährt interessierten Start-ups und Unternehmen einen ersten Blick auf die Fördermittellandschaft, um ihnen Appetit auf mehr zu machen.

Fördermittel sind ein Instrument, mit dem die EU, der Bund und die Länder die Umsetzung ihrer politischen Zielsetzungen befördern wollen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass für Projekte und Aktivitäten, die sich Megathemen zuordnen lassen, sehr gute Förderchancen bestehen. Insbesondere
  • Innovation (z.B. Digitalisierung) oder 
  • Klima- und Umweltschutz (z.B. Energieeffizienz) 

Innovationsförderung für den Food-Sektor 
Ein neuartiges Produkt, Verfahren oder eine neuartige (technische) Dienstleistungen zu entwickeln, kostet Zeit und Geld. Damit wir technologisch an der Spitze bleiben, unterstützen die EU, der Bund und die Länder Forschung und Entwicklung massiv durch finanzielle Mittel. Diese Mittel können Start-ups und Unternehmen beantragen, um das wirtschaftliche Risiko, das mit einer Entwicklung verbunden ist, zu mindern. 
Gefördert wird Hightech, aber nicht nur. Gute Ideen aus normalen Branchen wie dem Food-Sektor, werden auch gefördert, zum Beispiel über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand ZIM

„Dasselbe in Grün“ zu machen, reicht für eine Förderung allerdings nicht aus. Die Entwicklung muss darauf abzielen, den Stand der Technik zu übertreffen und ein Marktpotenzial haben. Das können zum Beispiel sein:
  • ein neuartiges Lebensmittel, 
  • neuartige Zutaten, 
  • ein neuartiges Herstellungsverfahren, 
  • eine neuartige Verpackung 
  • usw. 

Ist das der Fall und kann dies überzeugend in einem Förderantrag dargestellt werden, ist zum Beispiel über das oben genannte ZIM-Programm eine Förderung von bis zu 247.500,- EUR (Einzelprojekt) möglich. Und zwar als Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss. 

Erstes Förderprogramm für innovative Geschäftsmodelle
Praktisch alle deutschen FuE-Förderprogramme beziehen sich auf technische Innovationen. Eine der sehr wenigen Ausnahmen bildet das neue Förderprogramm für innovative Geschäftsmodelle und Pionierlösungen IGP. Damit könnte das Programm für den Food-Sektor interessant sein, dessen Neuheiten häufig keine technischen Innovationen sind. 

Neuartige Geschäftsideen, Vertriebskanäle, Verkaufsmethoden oder Nachhaltigkeitskonzepte könnten für eine IGP-Förderung in Frage kommen. Aber auch Ideen zur Digitalisierung und verstärkten Datennutzung im Food-Sektor dürften eine Chance auf Förderung haben, denn die Innovationen müssen nicht gänzlich technologiefrei sein. 

Steuerliche Forschungsförderung
Neben klassischen FuE-Förderprogrammen wie den beiden oben genannten, gibt es seit Anfang 2020 in Deutschland mit der Forschungszulage FZul auch eine steuerliche Forschungsförderung. 
Bei der Forschungszulage können jährlich Kosten in Höhe von max. 2 Mio. EUR in Ansatz gebracht werden.

Förderfähige Kosten sind Personalkosten für FuE sowie 60% der Kosten für FuE-Aufträge an Dritte. Die FZul beträgt 25% davon. 
Die Forschungszulage gibt es nicht zusätzlich zu einer Zuschussförderung über ein FuE- Förderprogramm. Sie ist eine Entweder-oder-Alternative zur Zuschussförderung. 

Fördermittel für Klima- und Umweltschutz 
Der Food Sektor ist eine energieintensive Branche. Aber da, wo getrocknet, gegart oder gekühlt usw. wird, lässt sich auch viel Energie und CO2 einsparen. 
Start-ups und Unternehmen der Ernährungswirtschaft, die energieeffiziente Technik einsetzen oder erneuerbare Energien nutzen wollen, können zum Beispiel das EEW-Programm für sich nutzen. EEW steht für Energieeffizienz und Prozesswärme aus Erneuerbaren Energien in der Wirtschaft. Es setzt sich aus vier Fördermodulen zusammen: 

  • Modul 1: Querschnittstechnologien 
  • Modul 2: Prozesswärme aus Erneuerbaren Energien 
  • Modul 3: MSR, Sensorik und Energiemanagement-Software 
  • Modul 4: Energiebezogene Optimierung von Anlagen und Prozessen

Über das EEW werden kleine, aber auch sehr große Projekte gefördert.

Zuschüsse gibt es für einzelne Aggregate wie E-Motoren, Pumpen, Ventilatoren, Kompressoren usw., aber auch für komplette Anlagen und Prozesse bzw. deren energetische Optimierung. Die Förderung kann eine Höhe von bis zu 40% der zuwendungsfähigen Kosten erreichen. 
Um die EEW-Förderung zu bekommen, reicht es aus, in marktübliche Technik zu investieren. Die Technik muss energieeffizient sein, aber nicht innovativ. Das gleiche gilt übrigens auch für die KKI- Förderung, über die energieeffiziente Kälte- und Klimatechnik bezuschusst wird. 
Wenn es hingegen um den erstmaligen Einsatz einer umwelt- oder klimaschonenden Technologie geht, kommen eher das EU-Förderprogramm LIFE oder das deutsche Umweltinnovationsprogramm als Fördermöglichkeiten in Frage. 

Wie bei der Innovationsförderung (siehe oben) geht es bei den meisten Förderprogrammen zum Thema Umwelt- und Klimaschutzlösungen um die Unterstützung technischer Lösungen. Dabei werden im Food-Sektor im Moment auch viele nichttechnische Lösungen entwickelt und ausprobiert (neue Proteinquellen, No Food Waste, Zero Waste usw.). Solche Lösungen sind nicht ohne Förderchance, passen aber eher nicht in Standard-Förderprogramme. Sie könnten zum Beispiel auch in das oben genannte IGP-Programm passen. 

Fazit: Startups und Unternehmen müssen die Kosten für Innovationen sowie für Klima- und Umweltschutz nicht allein stemmen. Denn die EU, der Bund und die Länder wollen, dass Unternehmen innovativ sind und nachhaltig wirtschaften. Sie unterstützen entsprechende Projekte und Aktivitäten deshalb mit Fördermitteln. 

Fördermittel sind eine attraktive Möglichkeit, ein Projekt teilzufinanzieren. Zum Beispiel, weil darauf keine Zinsen anfallen. Zu schauen, ob das geplante Projekt in ein bestimmtes Förderprogramm passt, kann sich deshalb eigentlich nur lohnen. Aus der entsprechenden Förderrichtlinie erfährt man dann mehr über die mögliche Fördersumme, den Antragsaufwand und die Förderbedingungen. Auf dieser Basis kann man dann eine belastbare Entscheidung über einen tatsächlichen Förderantrag treffen. 

Über den Autor:
Peter Stuckert ist Senior Consultant bei PNO Consultants, einer der führenden Innovations- und Fördermittelberatungen in Europa. Mit Niederlassungen in sechs europäischen Ländern ist PNO Consultants mit einem Netzwerk nationaler und regionaler Partner verbunden: Mittelständler, multinationale Unternehmen, Start-ups, Universitäten, Forschungszentren usw. Von diesem einzigartigen Netzwerk ausgehend, arbeiten PNO Consultants daran, Verbindungen zu knüpfen und Innovationen in einer immer schnelleren und komplexeren Innovationslandschaft anzuregen, zu realisieren und zu fördern. 

Geschrieben von

Peter Wiedeking

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