Key Take Aways von der Ideenfutter Expo 2023

Am 14.9. fand zum 5. Mal unsere großes Netzwerkexpo im Gare du Neuss statt. An den Ständen der Aussteller konnten die Teilnehmer innovative Lösungen entdecken – von Bodenverbesserern über Agrarrobotern, zu Indoor Farming Konzepten für Insekten und Pilzen, zu neuen Lebensmitteln und Getränken war der ganze Wertschöpfungskreislauf vertreten (eine Übersicht der Aussteller 2023 findest du hier).


Eine wichtige inhaltliche Säule des Ideenfutter Konzepts sind unsere runden Tische. Die engagierten Diskussionen haben das auch in diesem Jahr bestätigt. Hier sind die Key Take Aways:


Upcycling von Reststoffen in einer Circular Economy

In dem von Denise Gider, BioökonomieREVIER, moderierten runden Tisch ging es um Erfahrungen, Beobachtungen und Fragen zu smarten Upcyclingansätzen. Wie lassen sich Überschüsse, Nebenstoffe, Reststoffe hochwertig in Kreisläufen zu nutzen und damit Lebensmittelverluste verhindern. Auch dieser Tisch lebte von den vielen Perspektiven der Teilnehmenden, z.B. aus Abfallwirtschaft, Landwirtschaft, Upcycling Startups, etablierter Lebensmittelindustrie etc.

Es wurde deutlich, dass es bereits viele gute Ansätzen und Erfahrungen gibt. Diese Ansätze und deren Mehrwerte sind aber noch nicht ausreichend sichtbar. So werden pflanzliche Nebenstoffe aus der Lebensmittelindustrie eingesetzt, um Insektenlarven der Soldatenfliege für die Fischfütterung zu züchten (siehe Omnivore Recycling). Ein weiteres Praxisbeispiel: zu kurze Spargelstängel werden gedörrt, um sie dann in geraspelter Form zu vertreiben.

Die Potenziale von cross-sektoralen Kooperationen wurden von den Teilnehmern als besonders zentral erachtet. Beispiele waren innovative Verpackungsmaterialien bzw. Lösungen der Kunststoffindustrie basierend auf Algen. Auch kann Kaffeesatz kann in Biokohle umgewandelt einen Teil des Sandes in Beton ersetzen.

Um Umsetzungsansätze zu Upcycling zu fördern, wurden der Bedarf für drei Hebel identifiziert:

  1. Gesetzgebung ist notwendig, Unternehmen zu überzeugen, das Thema anzugehen. Grundsätzlich sollte die Politik sich des Themas annehmen und Initiativen mehr unterstützen.
  2. Eine zentrale Informationsquelle, z.B. eine Datenbank, die einen Überblick darüber gibt, welche Reststoffe wo anfallen (zentral/dezentral), in welcher Menge, Qualität, Saisonalität wäre notwendiges Ideenfutter für neue Upcyclingansätze.
  3. Kümmerern bzw. Initiativen/ Plattformen, die Machbarkeit und Mehrwerte aufzuzeigen, und mit konkreten Use und Business Cases Landwirtschaft und produzierende Unternehmen überzeugen. 

Beim Foodhub NRW berichten wir regelmäßig über neue Ansätze und teilen Erfahrungsberichte aus der Circular Economy, hier auf der Website oder auch in unserem Newsletter.


Quo Vadis, Indoor Farming? 

Unter Moderation von Joachim Stracke vom Frische Institut und Jochem Wolthuis von Oost NL aus den Niederlanden ging es vor allem um das Potenzial von Landwirtschaft in geschlossenen Systemen z.B. Aquaponics, Vertical Farming und smarte Gewächshäuser. 

Auch wenn einige Indoor Farming Konzepte durch die Energiekrise medienwirksam in die Knie gezwungen wurden, so waren sich die Teilnehmer einig, dass die Indoor Farming ein wichtiger Baustein für ein nachhaltiges Ernährungssystem ist.

Das Thema muss auf jedoch der in der breiten Öffentlichkeit mehr Akzeptanz und auf der politischen Ebene mehr Relevanz bekommen.

Daher sollten alle Player daran arbeiten, die Vorteile gegenüber dem klassischen Anbau besser zu kommunizieren, so die Teilnehmer des runden Tisches. Doch vorher müsse grundsätzlich die Kommunikation differenzierter werden. Denn Indoor Farming hat viele Facetten, Anwendungen und unterschiedlichen Technologieintensität. Zum Beispiel gibt es große Unterschiede beim Einsatz von künstlicher Intelligenz.

Einig sind sich alle Teilnehmer:innen auch darin, dass die Umnutzung still gelegter landwirtschaftlicher Gebäude für Indoor Farming gefördert werden sollte, denn es würde für viele landwirtschaftliche Betriebe als Betriebskonzept in Frage kommen. Hier gilt es, die Interessenparteien zueinander zu führen. Bei den Fördergeldern sollte es mehr Transparenz geben, sei es auf Landes-, Bundes- oder europäischer Ebene. 

Wir freuen uns besonders, dass sich aus dem runden Tisch „Quo Vadis, Indoor Farming“ eine feste Arbeitsgruppe unseres Vereins gegründet hat. Meldet euch bei leonie@foodhub-nrw.de, wenn ihr dabei sein wollt.

 

Game Changers: Lebensmittel aus dem Labor

Zur großen Freude unseres Moderators Oliver Bonkamp vom Kompetenzzentrum BioSecurity sammelten sich an diesem Tisch auch eine sehr heterogene Gruppe: Berater, Vertreter aus der Industrie, Startups und auch Verbandsvertreter. 

Die Diskussion war geprägt von gedämpfter Aufbruchstimmung: die theoretischen Potentiale sind bekannt, aber Unsicherheit über Regulatorik, den Umgang mit Gentechnik und vor allem der fehlende Zugang zu Infrastruktur trüben die Stimmung. In der Diskussion kristallisierte sich heraus, dass die Chancen und Potentiale des Standorts stark sind, es der Branche in Deutschland aber vielleicht noch als Selbstbewusstsein fehlt.

So stehen 50% der Weltfermenterkapazitäten in Europa, und auch wenn die Produktion in China und Indien günstiger ist, so zeige die Erfahrung, dass Deutschland große Vorteile darin hat, die Prozesstechnik auch sauber ans Laufen zu bekommen.

Auch hier wurde der Wunsch nach verstetigtem Austausch geäußert im Rahmen einer Arbeitsgruppe. Bei Interesse, bitte melde dich bei leonie@foodhub-nrw.de

 

Grüne Netzwerke säen: Landwirtschaft meets Start-ups

Die große Resonanz auf diesen Tisch zeigt: es braucht mehr regelmäßigen Austausch zwischen Start-ups und Landwirten, um gemeinsam Ideen zu entwickeln. Oft werden neue Lösungen zu spät in die landwirtschaftliche Praxis gespiegelt, denn teilweise besteht ein blinder Fleck bei den Start-ups.

Dabei sind sich alle einig: Gemeinsame Anknüpfungspunkte wie gemeinsame Werte/Ziele und Regionalität gibt es viele, diese sollten ausgebaut und gefördert werden. Außerdem kann der aktuelle Generationswechsel in der Landwirtschaft ein Motor für die Adoption neuer Ideen sein.  

Als zentraler Hebel wurde hier intensivere Kommunikation identifiziert. Diese Kommunikation muss persönlich, im 1:1 stattfinden. Vor allem muss eine für alle verständliche Sprache gefunden werden, sowie gemeinsame Medien. 

Aber auch die Politik ist hier gefragt, in dem sie (z. B. durch die neue Eiweißstrategie) gezielte Früchte (z. B. Leguminosen) fördert

Fazit: Die erfolgreiche Zusammenarbeit erfordert Engagement, Kommunikation und die Fähigkeit, die Bedürfnisse und Herausforderungen beider Seiten zu verstehen. Wenn diese Prinzipien berücksichtigt werden, können aus neuen Ideen tatsächlich innovative Lösungen und Geschäftsmodelle für die Landwirtschaft entstehen. 

Zusammen mit der Moderatorin des runden Tisches Maren Ziebarth, Andreas Hermes Akademie, erarbeiten wir aktuell mögliche Ideen, wie wir dem Wunsch nach mehr Austausch durch engere Zusammenarbeit unserer Netzwerke nachkommen können. Stay tuned!


Geschrieben von

M. Lee Greene

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