So kooperieren Start-ups und Unternehmen erfolgreich

Innovationslabore, Acceleratoren, Pilotprojekte: in den letzten Jahren wurden viele verschiedene Formate der Kollaboration von Unternehmen und Start-ups ausprobiert. Mit Erfolg? So lala, urteilt ein kürzlich erschienener Bericht von McKinsey über die Unternehmer-Start-up-Partnerschaften in der DACH-Region. Demnach sind nur 27 % der befragten Start-ups zufrieden mit ihrer Partnerschaft mit einem Unternehmen. Und auch die Führungskräfte großer DACH-Unternehmen bestätigten eine gewisse Unzufriedenheit. Also zurück marsch-marsch und doch wieder alleine im stillen Kämmerlein Innovation betreiben?

Nein, bitte nicht! Denn es ist gerade die Kollaboration zwischen Partnern, die aus verschiedenen Erfahrungsschätzen schöpfen und unterschiedliche Hintergründe haben, aus der die vielversprechendsten Innovationen hervorgehen.
Auf was du achten solltest, damit deine Kollaboration erfolgreich ist, skizzieren wir dir in diesem Artikel.

Starre Strukturen frustrieren Start-ups
Was waren laut McKinsey die Gründe für die allgemeine Unzufriedenheit? Start-ups waren unzufrieden, weil die Projekte zu langsam vorankamen, ohne dass es einen klaren Zeitplan gab. Ebenso gaben 60 % der Start-ups an, nicht mit der Aufmerksamkeit zufrieden zu sein, die ihnen vom Management der Unternehmen entgegengebracht wurde. Die Unternehmen wiederum sagten, dass die Verwaltung von Start-ups zu viel Zeit und Aufwand in Anspruch nähme, und dass die Start-ups nicht verstanden, dass man in ältere Unternehmen nicht einfach Technologie integrieren konnte. Wie kann eine solche Unzufriedenheit vermieden werden?

 Jeder Partner ist einzigartig
Wichtig ist es, sich zu erinnern, dass es "das Unternehmen" nicht gibt. Großkonzerne zum Beispiel verfügen oft über eigene Innovationsabteilungen, deren einzige Aufgabe es ist, die digitale Transformation oder die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle voranzutreiben. KMUs hingegen haben meist weniger ausgeprägte Strukturen, Innovationsprojekte sind oft zusätzliche Aufgabe des Geschäftsführers, Inhabers oder der Führungskräfte der Fachbereiche.
Und auch Start-ups sind nicht über einen Kamm zu scheren: die Teams sind anders strukturiert, die Hintergründe der Gründer sind anders, einige haben schon viel Erfahrung mit der Welt der Unternehmen, andere nicht.

Den Kulturkonflikt verhindern
Die meisten Unternehmen handeln tagtäglich nach demselben Leitfaden und können daher von der agilen, schnellen Arbeitsweise von Start-ups überfordert sein. Start-ups wiederum kennen oft nicht das hohe Maß an Bürokratie, das Unternehmensprozesse erfordern. In der Regel ist eine große Anzahl von Interessenvertretern und mehrere Ausschüsse an Entscheidungen beteiligt. Das erfordert Zeit.
Die Lösung? Sei dir dem Konfliktpotential bewusst und versuche sie von vorne herein zu vermeiden bzw. dich anzupassen. Nutze es als Chance, voneinander zu lernen!

Das Start-ups und Unternehmen häufig einfach nicht die gleiche Sprache sprechen, betonte auch Tim Siebert, Start-up Manager des Seedhouse Osnabrück in seinem Vortrag auf unserer Ideenfutter Expo. Gerade bei der ersten Kontaktaufnahme sind die Start-ups oft zu forsch und haben unrealistische Vorstellungen (Hier Tims Vortrag im Video sehen: "Zusammenarbeit Start-ups & Unternehmen: So geht's“).

Konkrete Ziele setzen

70% der von McKinsey befragten Start-ups gaben an, dass ihnen oft konkrete Ziele unklar waren. Dabei waren sich Start-ups und Unternehmen durchaus einig, dass messbare Ziele essenziell seien.
Konkrete Ziele kannst du definieren, indem du dich fragst: Was soll das Projekt erreichen, damit es ein Erfolg wird? Wie viel Zeit steht zur Verfügung? Der Arbeitsumfang wird dann auf diese Ziele konzentriert. Auch wichtig: regelmäßiges Messen der Zielerreichung, so dass du bei Bedarf schnell handeln kannst.

Die richtige Größe von Projekten finden
Ein häufiges Problem sind Pilotprojekte, die ins Nichts führen. Gerade für Start-ups, die oft neben Zeit auch Geld in diese Piloten investieren, ist es sehr frustrierend, wenn die Projekte nicht implementiert werden. Die Lösung: Projekte definieren, die groß genug sind, um relevante Erkenntnisse zu liefern, aber klein genug, damit sie im Unternehmen schnell abgesegnet werden können. Natürlich sollten die Ausbaustufen klar definiert sein, die bei bestimmten Meilensteinen dann auch "gezündet" werden.

Geschützten Rahmen für Piloten entwickeln
Idealerweise werden von den Unternehmen spezielle Prozesse entwickelt, die es möglich machen, Piloten schnell und flexibel durchzuführen.  Ein einfacher erster Schritt ist es zum Beispiel, für Start-up Kooperationen, einen Budgetrahmen einzurichten, innerhalb dessen der Einkaufsprozess vereinfacht wird. Denn häufig scheitern potentielle Piloten an den komplexen Anforderungen des Einkaufs. Die Kür sind Innovationsprozesse wie der Retail Innovation Track der EDEKA. Werden Start-ups mit passenden Retail-Technologien bei dem Händler vorstellig, so wird gemeinsam ein Showcase entwickelt. Dieser wird dann innerhalb von sechs Wochen in den Märkten validiert. Mehr dazu auch von Jan Lingenbrinck vom EDEKA Food Tech Campus im Ideenfutter-Video “Retail Innovation Track: Fastlane in die EDEKA“,

Gegenseitiges Verständnis
Es wird nicht immer alles glatt laufen; das Unternehmen wird noch andere Termine und Aufgaben zu bewältigen haben – vor allem, wenn es keine eigenständige Innovationsabteilung im Unternehmen gibt. Anträge, Zustimmungen und die Planung von Budgets braucht Zeit; das muss verstanden, respektiert und natürlich bei der Projektplanung beachtet werden.
Andersherum müssen Unternehmen sich im Klaren darüber sein, dass Start-ups noch nicht viel Erfahrung mit bestimmten Prozessen, Bürokratie und Management haben. Viele Abläufe bedürfen daher doppelter Kontrolle oder einer Menge Hilfe; es wird viel nachgefragt. Verständnis ist das A & O.

Bildnachweis: Canva

Geschrieben von

Lea Sustersic

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