In Anbetracht der Energiewende steht das Rheinische Revier vor einem massiven Strukturwandel. Die Land- und Ernährungswirtschaft ist in der Region bereits der zweitstärkste Wirtschaftszweig. Da sie im Rheinischen Revier herausragende Bedingungen findet – von Bodenqualität zum Zugang zur Metropolregion – ist die Stärkung der Akteure entlang der Wertschöpfungskette von zentraler Bedeutung für den Strukturwandel (
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Um einen Beitrag zur Diskussion zu liefern im Hinblick auf mögliche Wachstumsstrategien für die Land- und Ernährungswirtschaft, haben wir untersucht,
- ob und wie sich die Ernährungswirtschaft in der Regio bereits dynamisch durch Neugründungen und Innovationsprojekte entwickelt;
- welche Hebel diese Dynamiken verstärken könnten.
Das Ziel dieser Analyse ist die Identifikation von Innovationsprojekten in der Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier unter besonderer Berücksichtigung von Neugründungen (Start-ups, Ausgründungen aus Bestandsunternehmen, Forschungsprojekte mit Ausgründungsbestrebungen und sonstige Unternehmensgründungen).
Gründungen ja, aber nicht in der Seed- oder PreSeed Phase
Im Rahmen unserer Erhebung konnten wir im Rheinischen Revier 45 Neugründungen identifizieren. Dabei handelt es sich um drei Ausgründungen, fünf Forschungsprojekte und 21 Start-ups und 16 sonstige Unternehmensgründungen. Dabei findet sich die höchste Zahl der Neugründungen im Bereich “Food”: insgesamt 28, gefolgt von zehn Neugründungen im Bereich “Technologie” und sieben im Bereich “Agrar”.
Der größte Teil der identifizierten Innovationsprojekte befindet sich in der Aufbau oder Wachstumsphase. Es fehlt an Neugründungen in den Pre-seed- und Seed-Phase, um langfristig eine dynamische Entwicklung des Wirtschaftsraums sicher zu stellen. Positiv ist jedoch zu bewerten, dass der größte Teil dieser Innovationsprojekte marktrelevante Themen wie alternative Proteine, nachhaltige Verpackung etc. bedient.
Hingegen konnten wir wenig disruptive Innovationsprojekte von Bestandsunternehmen identifizieren. Innovationen scheinen eher inkrementeller Natur zu sein: Erweiterung der Produktportfolios oder Prozessinnovationen durch Digitalisierung. Häufig handelt es sich gerade im landwirtschaftlichen Bereich um Direktvermarktungskonzepte.
Die Nähe zum Ballungsraum Köln/ Düsseldorf wird häufig als optimale Voraussetzung für Marktzugang genannt, jedoch leidet die Attraktivität des Standorts für Neugründungen an der mangelnden Verfügbarkeit von Mitarbeitern und fehlender Unterstützung durch ein Ökosystem für Gründer.
Handlungsempfehlungen
Es bleibt festzuhalten, dass das Rheinische Revier Unternehmer DNA hat, aktuell aber keine Infrastruktur existiert, um regionale Stärken zu bündeln und Innovatoren zu unterstützen.
In Anbetracht des starken Pull-Faktors der Großstädte besonders für junge Gründer und potenzielle Mitarbeiter gilt es Strategien zu entwickeln, die das Rheinische Revier in die Gründerszene des Gebiets Rhein-Ruhr integrieren.
Das Rheinische Revier muss eine Standortmarke entwickeln, die Innovatoren in der Ernährungswirtschaft einen Mehrwert bietet und die Stärken der Gründerregionen Köln, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet ergänzt. Die Integration von Forschung, Landwirtschaft und Verarbeitung in unmittelbarer Nähe zu über sieben Millionen Konsumenten kann genau diesen Mehrwert bieten.
Mit einer starken Standortmarke werden Region und die dort ansässigen Neugründungen von Investoren wahrgenommen, was gerade bei der kapitalintensiven Entwicklung von Technologielösungen von äußerster Relevanz ist.
Eine unmittelbare Maßnahme, um die Dynamik des Standorts zu entwickeln, wäre der Aufbau einer Community für Neugründungen und Innovatoren.
Gezielte Netzwerkveranstaltungen wären hier der erste Schritt. Ebenso wichtig wäre der Aufbau eines Mentoren-Netzwerks, das mit dem Standort verbunden ist. Im Idealfall ist eine Koordination der Gründeraktivitäten der verschiedenen Kommunen anzustreben, um den Standort „Rheinisches Revier“ nachhaltig zu stärken.
Die vollständige Analyse kann
hier heruntergeladen werden. Sie wurde gefördert vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.
Foto: Emily Morter via Unsplash