Fakten: Lebensmittelverschwendung

Lebensmittelverschwendung hat nicht nur eine Ursache, sondern tritt an verschiedenen Stellen im Produktionsprozess über die Lagerung bis zum Endverbraucher auf. Fast 13 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich landen allein in Deutschland im Abfall. Nicht zu allen Stellen der Wertschöpfungskette gibt es repräsentative Daten zu den Mengen von Lebensmittelabfällen. Eine umfangreiche mehrjährige Studie der Universität Stuttgart (im Frühjahr veröffentlicht durch DIE ZEIT) beruht auf Statistiken von Ämtern, Industrie und Handel, die Forscher werteten aber auch Ernährungsstudien aus und untersuchten stichprobenartig die Abfälle von Bäckereien und Küchen großer Betriebe. 

Über 50% verschwenden Endverbraucher
Demzufolge stammen bei uns in Deutschland mehr als die Hälfte der Lebensmittelabfälle von Endverbrauchern: Rund sieben Millionen Tonnen fallen allein in Privathaushalten an, 2,2 Millionen Tonnen in der Verarbeitung und 1,7 Millionen Tonnen in der Gastronomie. Von der Gesamtmenge der Lebensmittelabfälle sind knapp 6 bis zu 8,2 Millionen Tonnen theoretisch vermeidbar – durch bessere Einkaufsplanung, korrekte Lagerung und bessere Resteverwertung. 

Für die Endverbraucher ist bspw. ein Abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ein häufiger Grund für das Wegschmeißen von Lebensmitteln, da es größtenteils als ein Ablaufdatum missverstanden wird. Der ehemalige Bundesernährungsminister Christian Schmidt hatte daher vorgeschlagen, diese Kennzeichnung für bestimmte Lebensmittel abzuschaffen, was eine sinnvolle Regelung darstellen könnte. 

Foodwaste hat ökologischen Fußabdruck
Warum ist es für die Ernährungswirtschaft wichtig, aktiv Lösungen zu entwickeln? Zum einen fordert die wachsende Weltbevölkerung Handeln: Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen ansteigen, doch schon heute hungern mehr als 800 Millionen Menschen. Die richtige Verteilung von Lebensmitteln ist daher eine der Kernfragen, die es in unserer Branche zu beantworten gilt.

Überhaupt ist die Diskussion über Lebensmittelverschwendung eine über den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Bei Produktion und Transport unserer Nahrung entstehen laut Umweltbundesamt jährlich Treibhausgas-Emissionen von 38 Milliarden Tonnen. Eine anschauliche Berechnung der Welternährungsorganisation der United Nations (FAO) kommt auf rund ein Kilo CO2, das je Kilo produzierter Nahrung entsteht. Ähnlich dramatisch schlägt der Wasserverbrauch zu Buche: Laut Experten des UNESCO Institute for Water Education gehen mit jeder verschwendeten Tomate rund 13 Liter Wasser verloren, mit 100 Gramm Rindfleisch sogar über 1.500 Liter. Hinzu kommen Dünge- und Pflanzenschutzmittel, deren Einsatz die Böden belastet (Quelle: Forsa-Studie hier ). 

Mit dem Wegwerfen von Nahrungsmitteln wird auch jedes Mal die bei ihrer Erzeugung verbrauchte Energie verschwendet, fertig zubereitete Lebensmittel tragen also den größten ökologischen Fußabdruck. Der Anteil der Lebensmittelabfälle welcher in Privathaushalten, Kantinen, Restaurants und Take-Away-Betrieben anfällt, ist unter Umwelt- und Ressourcenaspekten also besonders relevant und machen Mengenmäßig den Großteil aus.
Lebensmittel nach dem Erreichen des MHD oder wegen optischer Mängel vor der Tonne zu retten ist gut, aber wie kann man den Prozess davor verbessern? Welche Ansätze gibt es bei Ernte, Bestellungen, Lagerhaltung, Mengenkalkulation in der Verarbeitung oder auch flexibler Preisgestaltung? 

Gemeinsam Lösungen entwickeln
Um Erfahrungen und Lösungen zu besprechen, veranstalten wir zusammen mit dem Impact Hub Ruhr am 6. November 2019 eine Nacht der Ideen: Lösungen gegen Lebensmittelverschwendung. Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer – ob Unternehmensvertreter, Wissenschaftler, Start-ups, Mitarbeiter von Vereinen und Verbänden aus den Bereichen Umwelt, Soziale Innovation, sowie Gründungsinteressierte. Mehr zu der Veranstaltung hier.

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