Wie essen wir das Klima gesund?

Die Ernährungswirtschaft ist für 31% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich – es ist also unumgänglich, dass die Branche sich verändert. Viele Start-ups aus unserer Community treiben bereits neue Lösungen voran . Sie entwickeln alternative Systeme und leisten einen Beitrag gegen den Klimawandel. Einige dieser Start-ups haben am 18.05 bei „Wie Essen wir das Klima gesund?“ von ihren Erfahrungen und ihrer Arbeit auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit gesprochen. 


Ein wichtiger Treiber ist nach Ansicht von Experten, dass wir uns zukünftig zu 80% pflanzlich und lediglich zu 20% tierisch ernähren. Allerdings werden in Deutschland ca. 60% des Obsts und Gemüses aus dem Ausland importiert. Auch in NRW sieht das nicht besser aus: lediglich 40% des Obsts und Gemüses werden selbst produziert, das die Menschen in der Region essen. Wie man die Landwirtschaft effizienter und nachhaltiger machen kann, zeigen uns die Niederlande. Unsere Ernährungssysteme müssen lokaler werden – mit kurzen Transportwegen und geringem Fußabdruck. Jochem Wolthuis von Oost NL und AgriFood Experte fordert, dass wir „mehr mehr mehr Gemüse essen.“ Auch Charlotte Dyba von NX-Food, dem Innovationshub der Metro AG will das Food System nachhaltiger machen. Dazu fördert der Innovationshub Start-ups und Wissenschaftler, die Lösungen für nachhaltige Food Systeme entwickeln – von der Verpackung bis zur Landwirtschaft. Der Innovationshub setzt dafür in der Gastronomie an, denn sie sehen die Gastro einerseits als Hebel für Innovationen und andererseits als Weg, um die Produkte zum Endkunden zu bringen. Laut Charlotte brauchen wir „mehr Pflanzen im Indoor-Farming, die mehr Nährstoffe enthalten, um die Menschen ernähren zu können.“  

Auch das Start-up Varuta leistet seinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Das Start-up um den Co-Gründer Marius Anger stellt alternative Proteinquelle her – durch den Einsatz von Insekten, genauer gesagt: durch den Einsatz der schwarzen Soldatenfliege. Damit füttern sie Hunde, Legehennen oder Masthähnchen. Ihr Ziel: Zukünftig jedes 40. Huhn, das ein Ei legt, mit Insekten zu füttern. Aktuell baut Varuta eine Produktionsanlage zur Zucht von Insektenlarven in Solingen. Der Vorteil, Tierfutter durch Insekten zu ersetzen: Durch das Insektenmehl wird deutlich mehr Energie gespart, um das Endprodukt herzustellen. Zudem können Insekten sehr vielfältig eingesetzt werden. Nicht nur als Tierfutterersatz, sondern auch als „Restegenießer“ von unverkauften Backwaren, um Lebensmittelverschwendungen zu vermeiden.

Um große Mengen von Mikroalgen zu entwickeln, hat das Team von PhycoSystems - ein Spin-Off der Universität Bochum – einen neuartigen Photobioreactor entwickelt. Die mit bloßem Auge nur schwer erkennbaren Mikroalgen weisen einen ziemlich hohen Proteingehalt auf – bis zu 70%. Mikroalgen sind zudem extrem nährstoffreich. Nicht nur in der Humanernährung, sondern auch als Futtermittel leisten Mikroalgen einen positiven Impact auf unser Food System: Algen als Futtermittel reduzieren den Methanausstoß von Kühen deutlich. Da die Algen keine 24/7 Beleuchtung benötigen, wird auch der Stromverbrauch in begrenztem Maße gehalten.

Das Start-up vollgepackt aus Meerbusch will mit seinen Microgreens „so natürlich und einfach wie möglich“, alternative Nahrungsmittel produzieren, sagt Jörn Chritiaens, Co-Gründer. Das Start-up pflanzt seine Microgreens auf Erde an und spart so eine Menge Energie ein. Vollgepackt ist nur ein Beispiel für die vielen Facetten der nachhaltigen Landwirtschaft. Nicht zu vergessen das pestizidfreie Vertical-Farming. Doch was bedeutet das zukünftig für traditionelle Bauern? Zwar wird sich die Landwirtschaft in den nächsten Jahren wandeln und umbauen. Dennoch wird die traditionelle Landwirtschaft nicht komplett verschwinden, sondern es wird ein Mix aus den traditionellen Landwirten und dem innovativen Farming entstehen. Das Vertical-Farming ist sogar auf die traditionelle Landwirtschaft angewiesen bzw. auf sein Saatgut. Um Vertical-Farming zu betrieben, braucht man Saatgut. Das wiederum kommt aus der Landwirtschaft vom Feld. Auch das Start-up GreenSpaceManufaktur von René Papier arbeitet mit traditionellen Landwirten zusammen. Die Abfälle, die durch seine Microgreens entstehen, werden an Bauern abgegeben, damit sie damit ihre Tiere füttern können. So entsteht eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zwischen traditionellen Landwirten und innovativem Farming. 

Damit unsere Food Systeme wirklich nachhaltig werden, muss sich in den nächsten Jahren einiges ändern. „Wir müssen näher an den Verbraucher ran“, mein René. Das Thema Ernährung muss zu einem globalen Thema gemacht werden und die Unterstützung von Start-ups durch die Städte, die bereits einen Beitrag zum gesünderen Klima leisten, muss beschleunigt werden. Häufig dauert die städtische Unterstützung in Deutschland einfach viel zu lang. Hier sollten wir uns an Beispiel an den USA oder Asien nehmen, die uns bereits vormachen wie nachhaltige Food Systeme funktionieren - ohne durch viel Bürokratie den Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu hemmen.

Geschrieben von

Leonie Kellers

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