Unsere Bodenverbesserer

Durch den Klimawandel kommt es immer häufiger zu Hitzewellen, Dürren und Stürmen. Um diesen standzuhalten und um ertragreiche Ernten zu sichern, müssen unsere Böden gesund sein. In unserem Artikel stellen wir Euch Start-ups aus unserer Community vor, die mit ihren individuellen Lösungen die Qualität der Böden verbessern wollen. Denn: die oberen zwei Meter Erdkruste des Bodens bilden die Lebenswelt für Pflanzen und Tiere und sind somit auch die Lebensgrundlage für uns Menschen. Durch zu geringe Niederschläge in den letzten Jahren wurde in Deutschland bereits eine großflächige Dürre in den Ober- (bis 25cm Tiefe) und Gesamtböden (1,80m Tiefe) ausgelöst. Trockene Böden verlieren allerdings die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen und zu speichern. Ist der Boden zu trocken, kann es passieren, das die Pflanzen keine Fotosynthese betreiben können und sie deswegen nicht wachsen. Das wiederum kann zu einer wenig ertragreichen bis keiner Ernte führen. Gesunde Böden liefern hingegen Nährstoffe und bilden die Basis für unsere Lebensmittelproduktion. Ihre Qualität bestimmt die Qualität von Obst, Gemüse und Getreide.

Game Changer Insektenfraß?

Insektenfraß ist ein Nebenprodukt der Insektenproduktion. Es besteht aus den Ausscheidungen der Insekten, ungefressenen Futterresten und abgestreiften Kokons. Die Reststoffe sind äußerst nährstoffreich und haben eine Vielzahl von Eigenschaften, die sie für ideal für die Düngung machen. Da Insekten wertvolles alternatives Protein sind, besonders als Tierfutter, können wir in Zukunft mit einer höheren Verfügbarkeit von Insektenfraß als Nebenstrom des Insekten Farming rechnen. 

Unser Foodhub Mitglied Omnivore Recycling entwickelt zum Beispiel Insektenfarmen als Recyclinganlagen. Sie stehen auf landwirtschaftlichen Betrieben und recyclen Lebensmittelrest zu Insektenproteinen. Gründer Marius erklärt: "Der Insektenfraß stellt die von Pflanzen benötigten Nährstoffe Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) zur Verfügung. Außerdem fördert der Fraß die Aktivität von Mikroorganismen, wodurch die Gesundheit des Bodens und der Pflanzen erhöht wird." Auch VARUTA setzt auf alternative Proteine und nutzt die Schwarze Soldatenfliege, um Bestandteile im Nutz- und Heimtierfutter zu ersetzen. Das Start-up aus Solingen arbeitet zudem zusammen mit unserem Mitglied keepitgrün

Gemeinsam für gesündere Böden

In einem Gemeinschaftsprojekt, das durch einen Austausch auf der Ideenfutter Expo 2022 entstanden ist, wollen die beiden Start-ups einen potenten Bodenaufwerter entwickeln. Hierzu sollen die Eigenschaften von Insektenfraßes und Pflanzenkohle miteinander kombiniert werden, denn bereits die Zutaten haben ganz besondere Vorteile für Boden, Pflanze und Umwelt. Franz und Nils von keepitgrün wollen Gärten in CO2-Senken verwandeln, um die Pflanzen auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Dafür nutzen die beiden Gründer aus Bonn Pflanzenkohle, die vor Ort aus anfallenden Schnitt- und Holzresten hergestellt werden kann. "Da Pflanzenkohle Wasser und Nährstoffe im Boden speichert, wappnet sie unsere Pflanzen vor Dürren und Starkregenereignisse, die unter der Klimakrise leider zunehmen werden", berichtet Nils. 

Auch bei Corbiota, die Lebendwürmer als Futtermittelzusatz für Jungtiere produzieren, ist qualitativ hochwertiger Vermikompost (von Würmern verdautes organisches Material) ein Nebenprodukt. "Erste Tests um ihn als Dünger zur Veredelung von Böden zu verwenden sind vielversprechend. Mit unserem Vermikompost können wir Umweltbelastungen reduzieren. Gleichzeitig sorgt er dafür, dass unsere Produktion vollkommen zirkulär ist", erklärt uns Co-Founder Pascal.

Humus als CO2-Speicher

KlimaHumus hingegen stellt die nachhaltige Bewirtschaftung der Böden in den Mittelpunkt. Das Start-up aus Meckenheim unterstützt Bodennutzer:innen beim Humusaufbau durch Praktiken der regenerativen Landwirtschaft und zahlt eine erfolgsabhängige Humusaufbau-Prämie. Durch Humus wird einerseits die Bodenstruktur verbessert und andererseits Wasser für die Pflanzen gespeichert, sowie Kohlenstoff gebunden, um diesen der Atmosphäre zu entziehen. 

Unser Mitglied Nerit'e beschäftigt sich hingegen mit der Analyse der Böden und entwickelt dafür Sensoren zur laborunabhängigen Vor-Ort-Analyse von landwirtschaftlich genutzten Böden. Durch moderne Technologie wollen sie den kostenintensiven Prozess der Bodenanalyse vereinfachen: "Nach der Installation analysiert unser Sensor täglich automatisch den Boden auf Makro-Nährstoffe wie Nitrat, Ammonium, Kalium, sowie pH und Bodenfeuchte und Temperatur. Mithilfe dieser täglich bereitgestellten Daten kann die Bewirtschaftung des Bodens optimal an regenerative Praktiken angepasst werden", beschreibt einer der drei Gründer, Tom.

Unsere Start-ups arbeiten an verschiedenen Lösungen. Mit ihren innovativen Ideen haben sie aber alle eins gemeinsam: die Qualität der Böden nachhaltig zu verbessern, um auch in den nächsten Jahren für ausreichend ertragreiche Ernten zu sorgen.

Geschrieben von

Leonie Kellers

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